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Interview mit Amy Macdonald





Das Debutalbum von Amy Macdonald hat sich in der Schweiz über 150'000 Mal verkauft, was Fünffach-Platin bedeutet. Nun folgt das hochkarätige neue Album "A Curious Thing". Dazu haben wir sie vor einigen Wochen zum Interview eingeladen.

hitparade.ch: In ungefähr einem Monat wird dein zweites Album veröffentlicht - inwiefern ist die Spannung und Aufregung vergleichbar mit jener vor Veröffentlichung des Debüt-Albums?
Amy: Dieses Mal bin ich nervöser als beim ersten Album. Damals war es vor allem deshalb aufregend, weil ich das nie zuvor erlebt habe. Ich hab' so viele grossartige Fans und derzeit besteht die Aufregung vor allem darin, wie sie die Songs mögen werden. Ich bin sehr glücklich über das neue Album und hoffe, dass es den Fans genau so geht.

hitparade.ch: Motiviert oder belastet Dich die Erwartungshaltung der Fans und diejenige der Öffentlichkeit?
Amy: Darüber denke ich nicht nach. Wenn ich die Lieder schreibe, denke ich nicht über deren Wirkung nach. Ich versuche dann allen Druck wegzuwerfen. Ich fühlte mich auch nie unter Druck gesetzt durch mein Label oder irgend jemanden, als ich an den Songs arbeitete.

hitparade.ch: Als Beobachter und Fan hat man den Eindruck gewonnen, dass Du Dir viel Zeit gelassen hast für die Entstehung der neuen Platte. Wie hast Du es erlebt? War es inmitten der vielen Live-Auftritte und Tourneen nicht doch ein wenig ein Stress für Dich, kreativ zu sein?
Amy: Ich dachte, es würde so kommen, doch es ist nie passiert. Ich fühlte mich überaus inspiriert. Es gab so viele Dinge, über die ich schreiben wollte, nachdem ich so viele Erfahrungen machen durfte in den letzten Jahren. Der Druck, mit dem ich eigentlich gerechnet hatte, trat jedoch nie ein. Es war eine ganz natürliche Situation, dazusitzen und bei mir zu Hause wieder Songs zu schreiben.

hitparade.ch: Wann hast du mit dem Schreiben der Songs für "A Curious Thing" begonnen?
Amy: Zwei Lieder - "Troubled Soul" und "The Next Big Thing" - spiele ich schon seit Längerem. Ich schrieb sie vor einigen Jahren zwischen Tourneen, aber sie wurden auf "This Is The Life" noch nicht veröffentlicht. Alles andere entstand aber später. Das meiste im April und im Mai des letzten Jahres. Die drei Lieder "Spark", "Ordinary Life" und "Give It All Up" schrieb ich jedoch erst etwa vor einem Monat und alle, die sie hörten, dachten "die müssen auch aufs Album!" So gingen wir dann nochmals zurück ins Studio und haben sie auch noch drauf gepackt.

hitparade.ch: Mit dem Erfolg hat sich natürlich auch dein Leben verändert. Schlägt sich dies in den Songtexten nieder?
Amy: Ich schrieb die Lieder so, wie ich es immer tat. Ich warte einfach, bis ich Inspiration spüre, häng mir die Gitarre um und schreibe darüber. Die Dinge schlüpfen in meinem Kopf und ich schreibe sie auf, wie sie kommen.

hitparade.ch: Hast du eine Anekdote parat, die du in einem Song verarbeitet hast?
Amy: Das Lied "An Ordinary Life" eignet sich dazu vermutlich am besten. Das Lied handelt von einer Filmpremiere, zu der ich eingeladen wurde, was sehr aufregend war für mich. Der schottische Schauspieler Jared Butler war ebenfalls da und ich hatte die Möglichkeit, ihn zu treffen. Ich hab ihn den ganzen Abend beobachtet und fand schliesslich zur Erkenntnis, dass er ein echt hartes Leben hat. Er wollte im Verlauf des Abends mit seiner Mutter reden, doch die Leute hielten ihn den ganzen Abend auf. Dennoch hatte er stets ein Lächeln auf dem Gesicht. Da dachte ich, dass ich so lange wie möglich so gewöhnlich wie möglich bleiben möchte.

hitparade.ch: Welche Bedeutung hat der Albumtitel "A Curious Thing"?
Amy: Das stammt vom Song "No Roots". Es ist ein Lied über mich, meine Band, meine Crew und das seltsame Leben, das wir auf Tournee jeweils führen. Ein Textzeile sagt "dieses Leben, das ich führe, ist eine seltsame Sache, aber ich kann das Glücksgefühl nicht leugnen, das es hervorruft". Ich denke, der Albumtitel passt gut, weil er alles prima zusammenfasst.

hitparade.ch: Hast Du beim neuen Album wieder mit den gleichen Leuten zusammengearbeitet wie beim ersten? Mit der gleichen Band und dem gleichen Produzenten?
Amy: Ja, mein Produzent ist mein Manager.

hitparade.ch: Der Erfolg Deines ersten Albums und die letzten Jahre waren für Dich sicher sehr aufregend und eine grossartige Erfahrung. Gibt es aber trotzdem etwas, das Du Dir für die Promotion des neuen Albums und die Tournee vorgenommen hast, das Du dieses Mal auf jeden Fall anders machen möchtest?
Amy: Eigentlich rechnete ich damit, dass es beim zweiten Mal leichter wird, weil's nicht mehr so viel Promotion benötigt. Doch ich habe mich komplett geirrt: ich mache derzeit etwa zehnmal mehr promo. Das erste Album wurde zunächst in Grossbritannien veröffentlicht und dann erst Land für Land im Rest Europas. Dieses Mal passiert alles aufs Mal und erst noch intensiver. Jetzt möchten mich alle gleichzeitig, doch das war nicht meine Entscheidung. Wenn ich könnte, würde ich darauf verzichten, aber ich akzeptiere, dass es wichtig ist und seinen Platz benötigt.

hitparade.ch: Werden die Fans deines ersten Albums überrascht sein vom Nachfolger?
Amy: Ich denke kaum. Vor dem ersten Album hatte ich noch keine Band und war noch nie auf Tournee. Somit drehte sich das Album um mich und meine Gitarre. Die letzten drei Jahre erlebte ich alles, was ich tat, gemeinsam mit meiner Band. Das macht die Songs auf natürliche Weise ein wenig rockiger. Sie jucken mehr. Leute, die an neueren Live-Shows waren, haben berichtet, dass sich die alten und die neuen Songs gut ergänzen.

hitparade.ch: Hast Du bereits weitere Feedbacks erhalten?
Amy: Ja, wir haben die Songs bereits live präsentiert. Das war fürs Publikum schwieriger als bei anderen meinen Konzerten, weil sie die Songs ja noch nicht kannten. Doch die Rückmeldungen waren fantastisch.

hitparade.ch: Dein Repertoire wächst mit dem neuen Album. Von Deiner ersten Platte könntest Du aufgrund der hohen Qualität der Songs jedoch jeden Songs nochmals spielen. Wie hast Du die Entscheidung getroffen, welche Lieder des ersten Albums auf der neuen Tournee keinen Platz mehr haben?
Amy: Diese Entscheidung habe ich auf meinen Drummer abgeschieben. Er hat ein gutes Näschen und ich überlass das ihm.

hitparade.ch: Wirst Du die Schweiz, die eines der ersten Länder war, in denen Du Erfolg hattest, besonders belohnen auf der nächsten Tournee?
Amy: Es sind Konzerte geplant, aber ich kann noch nichts Definitives sagen. Ich werde aber in jedem Fall zurückkommen in die Schweiz für Konzerte - vermutlich im Herbst im Rahmen der Europa-Tournee. Zuerst kommen aber einige OpenAir-Festivals im Sommer.

hitparade.ch: Planst Du Urlaub in der Schweiz?
Amy: Meine Verbindung zur Schweiz ist eine ganz besondere, weil ich hier so wunderbar unterstützt werde von so vielen Fans. Deshalb ist es mir immer eine grosse Freude, hierhin zu kommen und ich fühle mich bereits ein wenig zu Hause hier. Ich fühle mich sehr geehrt, dass die Menschen in der Schweiz mögen, was ich tue. Leider hatte ich in den letzten Jahren jedoch keine Zeit, um überhaupt Urlaub zu machen. Wenn ich jedoch Zeit haben werde, freue ich mich, einmal als Tourist und nicht als Künstler in die Schweiz zu kommen.

hitparade.ch: Zum Schluss noch eine Frage zur Download-Thematik. Wie stehst Du dazu? Warum stellst Du jetzt, wo Du erfolgreich bist, Deine neuen Songs nicht einfach gratis im Netz zur Verfügung?
Amy: Weil es nicht nur um mich geht. Ich denke, viele Leute sehen mich und denken sich, es spielt mir keine Rolle, ob sie für das Album bezahlen. Oder sie sehen Mariah Carey, die Millionärin ist. Doch diese Leute vergessen, dass das Album nicht nur aus mir besteht. Es sind tausende Leute, die daran beteiligt sind, für die Plattenfirma, für die Labels, in den Studios, die Tontechniker, die Produzenten etc. Es ist auch ihr Lebenserwerb und sie sind keine Millionäre. Ihr Leben hängt vom Verkauf der Alben ab. In der Filmindustrie passiert durch das Internet Ähnliches. Manche sehen Brad Pitt und übersehen den Kameramann und den ganzen Staff, der an dem Film arbeitet. Aufgrund dieser Entwicklung besteht eine Firma wie Miramax beispielsweise nicht mehr. Tausende von Leuten haben ihren Job verloren. Illegale Downloads treffen so viele Leute hinter den Kulissen und nicht die Künstler im Rampenlicht.

hitparade.ch: Wie siehst Du die Zukunft der Musikindustrie?
Amy: Ich bin zuversichtlich, dass sich die Lage beruhigen wird, weil die Leute einsehen, dass man etwas gegen die Entwicklung tun muss.