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Interview mit Trauffer



Zwei Jahre nach seinem Solodebüt "Pallanza" legt Marc A. Trauffer, der ehemalige Frontmann der Mundart-Formation, seinen zweiten Silberling "Dr Heimat z'lieb" nach. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Nicht einmal zwei Jahre hast du gebraucht, um deinen Zweitling zu veröffentlichen. Hast du es pressant? Oder was hat dich angetrieben?
Trauffer: Eigentlich nicht, es hat sich einfach mit den Liedern und auch mit den verschiedenen Leuten so ergeben. Ich hatte keine Deadline, wann ich ins Studio gehen muss um das Album rauszubringen. Wir haben einfach angefangen, Songs zu schreiben und plötzlich hatten wir genügend Songs und uns mit Universal in Verbindung gesetzt.

hitparade.ch: Das letzte Mal hast du mit Musikern zusammengearbeitet, die noch nicht durch Mundart "vorbelastet" waren, was du als Vorteil gewertet hast. Was waren die Kriterien dieses Mal?
Trauffer: Bei diesem Album habe ich mehr auf das Menschliche geschaut, dass wir uns gut verstehen. Gewisse Leute kannten auch den Produzenten Frank. Wir haben es eher familiär gestaltet.

hitparade.ch: Was für Musiker haben an deinem Album mitgearbeitet?
Trauffer: Schlagzeuger und Bassist sind von Kandlbauer. Hugi ist ein guter Gitarrist aus der Region Aarau, welcher Musicals macht. Frank und Dave haben natürlich auch mitgespielt.

hitparade.ch: Sind das auch die Musiker die mit auf Tour kommen?
Trauffer: Ja, das ist die gleiche Band die mitkommt.

hitparade.ch: Beim ersten lockeren Durchhören sticht natürlich als allererstes das STS-Cover des Hits von 1984 "Fürstenfeld. Wie kam es dazu?
Trauffer: Eigentlich hatte DRS3 anfangs Jahr ein "Wuko" veranstaltet. Beim letzten Song des Wunschkonzertes trat Fürstenfeld gegen AC/DC an. Alle dachten, dass AC/DC gewinnt, aber Fürstenfeld hat mit einem sehr grossem Mehr gewonnen. Da habe ich gedacht, wenn dieser Song so gut ankommt kann man es einmal ausprobieren. Auch von der Geschichte her bietet er sich an. Im Original geht einer von Fürstenfeld nach Wien und fühlt sich dort nicht wohl. Auch mir geht es so, wenn ich nach Zürich komme. Nicht dass ich die Stadt nicht mag, sondern eher weil man sich nicht zurechtfindet weil alles so gross ist. So ist der Text entstanden, bei dem wir alle gedacht haben "wir probieren es einmal".

hitparade.ch: Musikalisch kommt das Ganze etwas anders daher als "Pallanza", weniger diese eindeutigen Country/Folk/Blues-Einflüsse, mehr Sounds wie Span oder auch ältere Toni Vescoli. Was hat dich beeinflusst und dich in diese Richtung getrieben?
Trauffer: Ich weiss nicht in welche Richtung es mich gezogen hat. Klar es ist poppiger und "mainstreamiger", aber aufgrund der Leute, die mitgearbeitet haben, lag das auf der Hand. Wir haben gesagt wir machen alles, was für den Song gut ist, wenn es ein "Schubidu-Chor" brauchte haben wir diesen Chor gemacht. Wir haben geschaut, wenn etwas was zu dem Song gepasst hat, auch wenn es auf den ersten Blick nicht machen würde, dass wir es auch realisiert haben. Dadurch ist diese CD so entstanden wie sie jetzt ist.

hitparade.ch: Was auch weiter heraussticht ist das Duett mit Monika Schär, welche auch aktiv auf hitparade.ch war. Wie kam es dazu? Wieso sie?
Trauffer: Wir sassen im Studio und haben gedacht, dass wir diesen Song als Duett machen könnten. Da wir in Zofingen waren haben wir Monika angerufen, welche aus Zofingen ist, damit wir es ausprobieren konnten. Man hat ihr von Anfang an gesagt, dass wir noch schauen, wer das singt. Die Plattenfirma hatte das Gefühl, dass man das Duett mit einem "Sternchen" aufnehmen könnte, weil dies auch noch Werbung bringen würde. Wir haben es mit verschiedenen Sängerinnen versucht einzusingen, aber es hat nie richtig harmoniert, es hatte nie den gleichen Charme wie mit Monika Schär. Mir war es egal, ob die Duettpartnerin "famous" ist oder nicht, Hauptsache, sie macht ihren Job gut. Die Chemie zwischen uns und Monika war toll, so haben wir entschieden das Duett mit ihr zu machen.

hitparade.ch: Die musikalische Swissness hat auch bei dir Einzug gehalten. Wie bei Bligg hört man auch bei dir eine Handorgel, sehr oft sogar. Hat dich Bliggs Umgang mit eher unkonventionellen Instrumenten in der Pop/Rock-Musik beeinflusst, dass du vielleicht eher den Mut hattest, sie einzusetzen?
Trauffer: Nein, dass Bligg dies gemacht hat, war ein Zeichen dass es funktioniert, dass die Leute und auch die Städter es annehmen. Wir haben auch schon vor 12 Jahren mit Airbag gehandorgelt und gejodelt. Das war nichts, was ich neu gemacht habe. Ich habe als Junge "Schwyzerörgeli" gespielt, ich kann es spielen und ich komme schliesslich auch vom Land. Ich mache auf dem Album nichts aufgesetztes, alles was auf dem Album ist, kann ich und bin ich. Ich kann auch jodeln. Es ist eigentlich mehr "ich" als irgendetwas anderes.

hitparade.ch: Wie autobiographisch ist Goldfisch?
Trauffer: Er ist nicht sehr autobiographisch, schliesslich ist er von Adrian Stern. Mir hat dieser Song sehr gut gefallen. Als wir ihn mit Mörgeli zusammen im Studio einmal angespielt haben, fand ich er ist der perfekte Abschluss für das Album.

hitparade.ch: Wie autobiographisch sind im Allgemeinen deine Texte?
Trauffer: "I wot wieder hei" ist zum Beispiel eine Adaption von einem bestehenden Song, aber ich habe ihn mit meinen Worten und meinen Gefühlen umgesetzt. Es sind somit alle Songs sehr nahe bei mir.

hitparade.ch: Gibt es bestimmte Orte oder Zeiten, wo dir das Schreiben deiner Texte leichter fällt?
Trauffer: Nein, ich habe keine Rituale. Ich sitze auch nicht an einen Tisch mit dem Ziel einen Song zu schreiben. Es kommt einfach so, wenn ich eine Idee habe, schreibe ich sie auf. Meistens kommt mir der grösste Teil eines Songs einfach so in den Sinn, egal wo ich bin. Dann schreibe ich alles auf, irgendwann schreibe ich ihn dann noch fertig. Die Ideen kommen mir einfach so, egal ob ich unterwegs bin oder im Bett liege.

hitparade.ch: Heimat ist ein zentrales Thema, nicht nur im Albumtitel. Gibt es bestimmte Orte, wo du dich besonders Daheim fühlst, auch wenn du weit weg bist von zuhause?
Trauffer: Ich lebe im Berner Oberland und bin dort auch zuhause, aber meine Heimat ist die Schweiz. Ich könnte überall in der Schweiz wohnen und zuhause sein, die Schweiz ist ja nicht sehr gross. Für die Promo fährst du schnell nach Bern, Fribourg oder Chur, du bist überall sehr schnell. Überall kannst du mit jedem sprechen, wir haben alle dieselbe Sprache. Deshalb geht bei mir dieses Heimatgefühl um die ganze Schweiz.

hitparade.ch: Ist Pallanza auch noch ein Teil dieser Heimat?
Trauffer: Pallanza war für dieses Album perfekt um neu anzufangen für das erste Solo-Album. Aber Pallanza war auch eine Flucht, um sich zu suchen und auch zu finden. Damals war das richtig. Bei diesem Album war es ein Heimkommen, ich habe mich wieder wohl gefühlt. Ich hatte eine Band und fühlte mich wieder zugehörig. Pallanza war mehr ein Fluchtort, als Heimat würde ich es nicht als Heimat in diesem Sinn bezeichnen, obwohl ich im Sommer schon wieder dort war.

hitparade.ch: Hast du dem Gemeindepräsident von Pallanza nun einmal noch ein Album überreicht?
Trauffer: Ja, wir haben einmal eins an das Tourismusbüro geschickt, was danach ging weiss ich nicht. Ich glaube die sprechen nur Italienisch dort, die haben es wahrscheinlich gar nicht verstanden.

hitparade.ch: Bald soll es auf Tour gehen, und genau wie bei unserem letzten Interview ist nur gerade das Konzert in der alten Moschti Mühlethurnen online. Auf was müssen wir uns noch alles gefasst machen und wo können wir dich noch erleben?
Trauffer: Ich gehe davon aus und hoffe auch, dass wir wieder durch die ganze Schweiz touren. Wir sind momentan erst am Buchen, schliesslich ist das Album erst kürzlich fertiggestellt worden. Wir werden sicher einige Open Airs besuchen. Darauf freue ich mich besonders. Ich denke, dass ich dieses Jahr mehr spielen kann. Das letzte Album kam ja erst auf das Ende der Konzertsaison raus. Dieses Jahr sind wir früh genug dran. Alle die von mir Termine wissen wollen sollen doch auf www.trauffermusic.ch schauen gehen. Dort sind alle Infos drauf.

hitparade.ch: Zum Schluss noch die Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst du kommentieren was du kennst?
Trauffer: Jason Derulo? Das ist aber nicht im Ernst die Hitparade?
hitparade.ch: Das sind die Singles.
Trauffer: Ah die Singles. Können wir nicht die Album Hitparade anschauen? Ich kenne kein einziges Lied. Rhianna? Meine Güte, das ist ja eine Katastrophe.
hitparade.ch: Dann nehmen wir die Album Hitparade:

10. Sir Colin - In Da Club
Trauffer: Sir Colin finde ich super. Ich habe einmal im selben Studio wie Sir Colin arbeitet, Vorproduktionen gemacht für Pallanza. Er ist ein ganz toller Typ. Musikalisch würden wir uns wahrscheinlich nicht finden aber ich finde Schweizer Musiker in den Top 10 immer super.

9. Airbourne - No Guts. No Glory.
Trauffer: Das ist nicht so mein Ding, da kann ich nichts dazu sagen.

8. Jimi Hendrix - Valleys Of Neptune
Trauffer: Da kann ich nur sagen "Hut ab!", anhören und geniessen wie dieser Mann Gitarre spielt. Da sind wir uns wohl alle einig.

7. Lady GaGa - The Fame
Trauffer: Ich kann wirklich nicht verstehen, wie das bei Ihr funktioniert, sie ist so schräg. Wahrscheinlich ist sie so schräg, dass es alle schon wieder toll finden. Ihre Songs sind, finde ich, wie DJ Bobo, einfach weiblich, aber das scheint wieder in Mode zu sein.

6. DJ Bobo - Fantasy
Trauffer: Ich finde ihn einfach geil. Es gibt niemanden, der so oft kritisiert wird. Aber er steht hin und zieht seine Sache durch und hat einen riesigen Erfolg damit. Ich finde DJ Bobo "den geilsten Bäcker" den wir haben. Er ist wirklich super.

5. Lunik - Small Lights In The Dark
Trauffer: Ein super Album, gleich nachdem es veröffentlicht wurde habe, ich es gekauft. Seither läuft es nonstop bei mir zuhause. Seit es herausgekommen ist, habe ich es nicht mehr aus dem CD-Player genommen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich von ihr beeinflusst bin, weil sie so toll aussieht auf dem Cover. Wahrscheinlich schon, aber ich finde es wirklich heiss.

4. Sade - Soldier Of Love
Trauffer: Es ging lange, bis man wieder etwas von ihr hörte. Ich finde es wirklich super. Mir gefällt es sehr gut. Sie ist eine Künstlerin, von der ich überzeugt bin, dass sie immer das macht was sie kann. Man weiss was drin ist und man weiss was man bekommt, das finde ich super.

3. Krokus - Hoodoo
Trauffer: Der absolute "Börner". Diese Jungs sollte man in ein Museum stellen. Ich finde sie wirklich genial. Sie machen auch genau das, was die Leute von ihnen erwarten. Viele Künstler können das nicht mehr. Es ist wirklich toll.

2. Gorillaz - Plastic Beach
Trauffer: Habe ich noch nicht gehört.

1. Amy Macdonald - A Curious Thing
Trauffer: Ich weiss nicht, wie diese Frau es geschafft hat mit ihren Aussehen von dazumal heute so gut auszusehen. Als ich sie das erste Mal gesehen habe, dachte ich mir "Was ist das für ein Besen?". Ihr erstes Album war der Hammer und jetzt auch ihr zweites Album. Ich habe sie im Fernsehen gesehen und finde sie sieht sehr gut aus. Plötzlich gefällt sie mir.