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Interview mit Unheilig



Unheilig haben mit ihrem neuen Album "Grosse Freiheit" endgültig den Durchbruch erreicht. Ihr Album wurde vor kurzem in Deutschland Platin erhalten und stand bisher bereits 6 Wochen an der Spitze der deutschen Charts. Auch ihr Konzert vor zwei Wochen in der Schweiz war binnen Kürze ausverkauft, dass es sogar ein Zusatzkonzert gab. Wir haben mit dem Grafen gesprochen.

hitparade.ch: Ihr seid ja gerade zurück aus der Schweiz. Wie waren die Konzerte?
Der Graf: Super. Als wir das erste Konzert in Pratteln geplant hatten, haben wir nicht damit gerechnet, dass es ausverkauft sein wird und wir sogar ein Zusatzkonzert geben werden. Es war schon klasse. In der Schweiz haben wir ja schon häufiger gespielt, aber dass das alles, was gerade um Unheilig passiert auch so in die Schweiz hinüberschwappt ist natürlich schon klasse. Insgesamt haben uns an den beiden Konzerten etwa 2500 Leute gesehen. Die Stimmung war total toll. Am ausverkauften Konzert habe ich viele Leute gesehen, die ich noch von früher kannte, ich sehe ja immer die ersten Reihen. Viele sind auch aus Deutschland gekommen. Beim Zusatzkonzert waren viele neue dabei. Das war super.

hitparade.ch: In Österreich seid ihr seid einigen Wochen in den Top 5, die Schweizer Charts scheinen aber schwieriger zu knacken sein. Hast du eine Erklärung dafür?
Der Graf: Nein, wir haben das nur nebenbei erfahren und danach die ganzen Sachen wie zum Beispiel Interviews ins Rollen gemacht. Wir haben hier keine Promo gemacht, es kam alles per Zufall. In Österreich ging es schneller, aber letzten Endes ist es ein riesen Erfolg auch hier in der Schweiz. Es muss ja auch nicht immer direkt ein Wahnsinns-Erfolg sein. Die beiden Auftritte haben mir gezeigt, dass sich da auch etwas tut. In Österreich habe ich eine zweitägige Promotour gemacht und in der Schweiz war noch gar nichts.

hitparade.ch: Zwischen Gründung und Erfolg sind 10 Jahre vergangen - woran denkt ihr liegt es, dass die Zeit reif wurde für "Unheilig"?
Der Graf: Ich glaube, das hat vor zwei Jahren schon begonnen mit "Puppenspiel". Das war das erfolgreichste Album vor "Grosse Freiheit". Letzten Endes liegt es glaube ich daran, dass man sich immer mehr Fans erspielt und sich das irgendwann rumspricht. So wirst du auch interessant fürs Radio oder Fernsehen und bekommst die Möglichkeit, dort eine Plattform zu erhalten. Ich glaube es hängt lediglich damit zusammen, weil wir das schon so lange machen, und in den letzten zehn Jahren immer mehr Menschen hinzukamen. Ich liess mich nie gerne in irgendeine Schublade stecken. Ich wollte Musik für alle Menschen, die es gibt, machen. Ich komme aus der schwarzen Szene, aber das heisst ja noch lange nicht, dass andere Menschen die Musik nicht auch mögen können. Ich habe das Album "Grosse Freiheit" nicht anders geschrieben, wie die anderen auch. Einen Erfolg kann man auch nicht planen. Er kommt, wenn die Zeit dafür reif ist oder eben nicht.

hitparade.ch: Bei eurem ersten Album hast du teilweise noch auf Englisch gesungen - warum hast du dich hievon völlig abgewandt?
Der Graf: Nein. Das lag daran, dass ich früher noch mit Grant Stevens Musik gemacht habe. Da er Australier ist, ist Englisch seine Muttersprache. Irgendwann ist er ja gegangen. Englische Texte zu schreiben liegt mir auch nicht so, ich habe in der Schule dafür zu wenig aufgepasst. Und es ist für mich auch immer schöner, Texte in der Sprache zu schreiben, in der man träumt. Ich träume in Deutsch. Ich finde es macht auch nur dann Sinn, wenn man es mit jemanden macht, der die Sprache als Muttersprache hat, sonst kann es auch peinlich werden.

hitparade.ch: Du kennst das Projekt "Unheilig" sowohl als Solokünstler als auch als Bandmitglied. Weshalb der Wechsel?
Der Graf: Unheilig war ein Zusammenschluss. Ich wollte immer nur Musik machen und irgendwann war Unheilig mal ja eine komplette Band. Letzten Endes bin ich aber der Einzige gewesen, der weitergemacht hat. Im Grunde war es immer eine Art Soloprojekt, nur hatte ich immer Menschen um mich herum, mit denen ich gearbeitet habe. Ich habe Musiker lediglich nur noch für Livemusik oder wenn ich im Studio an einem Album arbeite. Ich bin aber froh darüber, dass ich es nun alleine mache. Es bringt nichts, mit einer Band Songs zu schreiben, wenn du eigentlich nur die einzige treibende Kraft bist.

hitparade.ch: Ihr habt von Anfang an die Fans vor allem via Internet massgebend an eurem Projekt mitentscheiden lassen. Inwieweit denkt ihr ist euer Erfolg hierauf zurückzuführen?
Der Graf: Ich denke schon. Es ist natürlich in Zukunft auch schwerer, wenn man diese Geschichte macht, aber es geht immer noch. Für mich war es immer der erste Ansporn. Auch die Autogrammstunden kommen hinzu. Der Fankontakt ist extrem wichtig und darf auch nicht verloren gehen. Für 3000-4000 Leute Autogramme geben an einem Konzert geht aber natürlich nicht und deswegen werden wir die Autogrammstunden bei dieser Tour komplett auslassen und dafür mal eine Tour machen wo man wirklich hinfährt um sich mit den Fans zu treffen, ohne danach ein Konzert zu haben. Ich denke das ist eine gute Lösung.

hitparade.ch: Du hast auch viel Kontakt mit den Leuten in den sozialen Netzwerken. Wie viel Zeit hast du, dich selber um diese Sachen zu kümmern? Es gibt ja sogar ein Game zum Album.
Der Graf: Die ganze Sache mit Facebook, MySpace und dem Online-Game wäre mit einer kleinen Plattenfirma gar nicht möglich. Dazu brauchst du Programmierer, etc. Es ist klasse, dass wir Universal Music im Boot haben. Ich habe natürlich auf alles ein Auge und das letzte Wort. Es helfen mir aber Leute unter die Arme.

hitparade.ch: Gleiches gilt für die Single "Geboren um zu leben" - erster Top 10/Top 3-Hit. Hätte ein früherer Unheilig-Song bei entsprechendem Bekanntheitsgrad ebenfalls das Zeug hierzu?
Der Graf: Ich glaube schon. "An deiner Seite" wäre genau so einer gewesen. Er wurde ja damals nicht gespielt. Auch andere Balladen denke ich hätten den Erfolg, aber niemand wollte sie spielen. Durch RTL II kam ein Dominostein zum fallen, der die anderen Sender darauf aufmerksam machte und alles ins Rollen brachte.

hitparade.ch: Hast du negative Sachen durch den Bekanntheitsgrad erlebt?
Der Graf: Negative Sachen habe ich nicht erlebt. Die die dich nicht gut finden, schreiben auf Facebook, MySpace, etc., dass sie dich nicht gut finden. Ich bin auch froh, habe ich viele Leute haben die mich unterstützen. Termine planen usw. ist ein grosser Aufwand.

hitparade.ch: Der Aufwand hat sich ja gelohnt, in Deutschland hast du vor kurzem Platin erhalten. Wie hast du das aufgenommen?
Der Graf: Vor ein paar Wochen habe ich Gold erhalten. Mein Management schrieb mir eine Mail. Es ist irreal irgendwie. Man fragt mich auch häufig, wie ich mich fühle und im Grunde fühlt man sich da, wie wenn man Geburtstag hat. Innerlich fühlt man sich aber nicht anders. Man kann es irgendwie nicht so richtig glauben, ich muss glaube ich irgendwann mal eine Woche in Urlaub fahren um es richtig zu begreifen.

hitparade.ch: Du setzt den Erfolg auch für gute Zwecke ein. Es gibt ein Benefizkonzert. Freust du dich besonders darauf?
Der Graf: Ich unterstütze den Verein Herzenswünsche e.V. Dieser Verein versucht mit dem Erfüllen eines speziellen Wunsches schwerkranken Kindern den Lebensmut wiederzugeben. Ich bin so happy, dass das mit dem Benefizkonzert hingehauen hat und dass es schon so lange ausverkauft ist. Die Kartenpreise sind ein bisschen höher, damit möglichst viel zusammen kommt. Ich hoffe wir kriegen eine riesen Summe zusammen. Ich freue mich schon die ganze Zeit darauf, weil es was Besonderes ist. Wir werden ja auf einem grossen Schiff sein. Es wird total klasse.

hitparade.ch: Rammstein konnten in den USA Riesenerfolge feiern - inwieweit motiviert dich das, ebenfalls zu versuchen international durchzustarten?
Der Graf: Jein. Ich vergeude nicht so viel Gedanken daran. Die Frage, ob wir ins Ausland gehen ist schon da und wir wollen das auch machen, aber ich weiss im Moment nicht wie wir das machen wollen. Auch Nena war in den USA super erfolgreich. Ich denke wir werden es irgendwann probieren, ein Wunsch von mir ist es auf jeden Fall.