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Interview mit Adrian Stern

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Im Frühling präsentierte Adrian Stern anfang Jahres auf seiner "Früehligsputz-Tour" bereits neue Songs vom neuen Album Herz. Nun ist es soweit: Die Single Amerika ist bereits auf Platz 11 der Singles-Charts, das Album, das von Roman Camenzind produziert wurde, ist ab sofort erhältlich. Wir haben ihn zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Jetzt ist es soweit, Dein 4. Album steht in den Regalen, was ist das für ein Gefühl?
Adrian Stern: Es ist diesmal ein wenig anders, denn wir haben in dieser Woche zwei Showcases. Das hatten wir noch nie so. Ich fühle mich momentan mehr wie ein Musiker als sonst, weil ich viel am üben und am Gitarre spielen bin. So kann ich meine Nervosität vor dem Release - Ja ich bin immer noch nervös, auch wenn es die vierte Platte ist - überdecken.

hitparade.ch: Hast Du beim ersten Album gedacht, dass Du in sieben Jahren einmal deine 4. CD veröffentlichen kannst und Deine Songs so oft im Radio gespielt werden?
Adrian Stern: Ich habe gewusst, dass ich immer Musik machen werde - das war mir schon als 10-Jähriger klar. Das war schon immer meine Welt. Dass es aber mit meinen eigenen Sachen immer so weitergeht, das hätte ich nicht gedacht. Und dass mein neuer Song so oft am Radio gespielt wird, das hat mich auch überrascht. Damit rechnet man einfach nicht - ich zumindest nicht. Es ist cool so!

hitparade.ch: Bei den Radios scheinst Du der Liebling zu sein und Amerika wird sehr oft gespielt. Habt ihr bei der Entstehung des Songs geschaut, dass er speziell radiotauglich sein wird?
Adrian Stern: Das ist ziemlich schwierig. Wenn man an den Punkt kommt, wo man eine Single auswählen muss, dann werden plötzlich ganz komische Kriterien wichtig, die man sich selbst auferlegt. Irgendwann spricht man über drei oder vier Songs, bei denen man sicherlich überall gute Argumente finden würde, genau diesen Song ans Radio zu schicken. "Amerika" ist ein spezieller Song, der eher ruhig ist und keinen "chlöpfigen" Refrain hat. Er hat also nicht unbedingt diese typischen Single-Komponenten in sich. Am Ende haben wir uns einfach für den Song entschieden, der uns am meisten am Herzen gelegen hat. Dort haben wir am meisten Herzblut hineingesteckt. Es war schlussendlich eine Bauchentscheidung.

hitparade.ch: Du singst in Deinem Song "Amerika" über den Wunsch, alles hinzuschmeissen und das Weite zu suchen. Träumst Du manchmal wirklich davon?
Adrian Stern: Ich denke, ich träume davon in einem ähnlichen Mass, wie die Meisten von uns an einem verregneten Tag, an dem nichts rund läuft, davon träumen. Etwa zweimal im Jahr habe ich wieder solche Ideen. Ich war Anfang des Jahres mal wieder in San Francisco, das ist eine meiner Lieblingsstädte. Es zieht mich schon irgendwie dorthin. Aber definitiv auszuwandern, so weit denke ich dann doch nicht (lacht).

hitparade.ch: Du hast den neuen Dienst SIMFY genutzt, um den Fans eine Woche früher die Möglichkeit zu geben, das Album zu hören. Hast du mitgekriegt, ob das oft genutzt wurde?
Adrian Stern: Nein. Aber ich habe gestern eine E-Mail erhalten von einem Freund, er habe soeben mein komplettes Album durchgehört und er fände es super und sei beeindruckt. Er hat mir richtig viele Komplimente gemacht. Ich habe mich zuerst total gewundert, wie er denn schon mein Album gehört haben konnte, bis mir einfiel, dass dies nun das brandneue SIMFY sein muss. Ich wusste zwar, dass das kommt, war dann aber trotzdem total überrascht und war fast überrumpelt, als das plötzlich aufgeschaltet worden ist (lacht).

hitparade.ch: Was hältst du von Streaming-Portalen wie SIMFY und wirst du das auch persönlich nutzen?
Adrian Stern: Ich bin nicht unbedingt ein Mensch, der schnell auf solche Züge aufspringt. Ich beobachte lieber erstmal, ob sie den Test der Zeit bestehen. Am Anfang, als iTunes den "Store" gemacht hat, waren die Leute noch sehr irritiert. Man kann einzelne Songs kaufen? Und was ist mp3? Man war richtig skeptisch. Und auch bei Youtube mit den Videos dachten die Leute anfangs, das sei Schrott. Inzwischen sind dies Dinge, ohne die ich kaum noch leben könnte. Wie sich das jetzt mit Streaming-Portalen, die ja der letzte Schrei sind momentan, entwickeln wird, kann ich nicht sagen. Ich finde es eine interessante Sache, dass man da eine Art Abo lösen und Songs "mieten" kann. Die Idee ist eigentlich ganz gut. Mal abwarten.

hitparade.ch: Du hast bereits letzten Frühling/Winter einzelne Songs von "Herz" an Konzerten gespielt. Wie waren die Reaktionen? Inwiefern haben diese Reaktionen Dein Album nun beeinflusst?
Adrian Stern: Also ganz konkret bei einem Song hat mich die Reaktion der Leute dazu gebracht, den Song noch ein wenig umzuschreiben. Jedesmal wenn ich den gespielt habe, habe ich gemerkt, dass die Leute nach dem ersten Refrain voll mitgehen. Danach kommt inhaltlich nichts mehr, daher habe ich mich dann entschlossen, die Story weiterzuerzählen. Ein Live-Kontakt zu Menschen, die die Songs zum ersten Mal hören, ist extrem wertvoll. Ich habe vier neue Songs gespielt und im Nachhinein habe ich es fast bereut, dass ich nicht noch mehr neue Songs gespielt habe. Es ist einfach genial, was man da alles mitbekommt. Manchmal lachen die Leute, man sieht wo sie zuhören und wo sie sich ausklinken, dann schreiben mir die Leute, welches Lied und welcher Text ihnen am besten gefallen hat… Solche Sachen sind für mich grandios. Das werde ich auch in Zukunft wieder so machen.

hitparade.ch: Dein neues Album heisst Herz und dreht sich um die Liebe und Beziehungen. Bist Du dem grossen Geheimnis auf die Spur gekommen, was es für eine glückliche Liebesbeziehung braucht?
Adrian Stern: Nein. Es ist für mich auch jedes Mal wieder ein Buch mit sieben Siegeln. Ich habe aber gelernt, in Momenten, die dramatisch eskalieren könnten, ganz ruhig zu bleiben. Auch ehrlich zu mir selbst und zueinander zu sein, offen zu bleiben… Eigentlich all diese klassischen Dinge, von denen man oft liest und es dann darum geht, es auch selbst umzusetzen. Das ist eigentlich die grosse Kunst. Schlussendlich kommt es auf die Chemie zwischen den beiden Menschen an.

hitparade.ch: Die zwölf Songs auf Deinem Album beschäftigen sich mit verschiedensten Situationen in Sachen Liebe, vom Heiraten bis zum Seitensprung. Woher hast Du all diese Ideen genommen? Ist da auch was Autobiografisches dabei?
Adrian Stern: Fast alle Songs haben irgendwo einen Hintergrund, der zu mir zurückführt. Dinge die ich teilweise selbst erlebt, aber auch Dinge, die ich durch den Bekanntenkreis miterlebt habe. Mit Kollegen, die mir nahe stehen, rede ich darüber. Genauso entstehen Songs bei mir: Dinge, die mir nicht mehr aus dem Kopf gehen. Meist kristallisiert sich dann so ein Satz heraus, der die Essenz aus dem ganzen Thema ist. Dann nehme ich den Satz und "presse" ein Lied daraus (lacht).

hitparade.ch: Gibt es einen persönlichen Favoriten auf dem neuen Album?
Adrian Stern: Eigentlich nicht, und zwar darum, weil ich es liebe, ganze Alben durchzuhören. Das ist auch etwas, das ich immer zu Menschen sage, die zu mir kommen und sagen, sie kennen mich nur aufgrund eines Songs. Den Leuten empfehle ich immer, das ganze Album zu hören. Mir war das immer extrem wichtig, diese Mischung aus Stimmungen und Themen. Beispielsweise das letzte Lied auf der CD, das heisst "23. Dezember", und es klingt ganz anders als alle anderen Songs auf dem Album. Es hat keinen richtigen Refrain und hat was Jazziges. Ich finde es sehr lässig, dass man sich dann auch solche Songs anhören kann. hitparade.ch: Hast Du als Teenager mit Liebesliedern die Herzen Deiner Herzdamen erobert? Adrian Stern: Nein, als Teenager war ich mit Worten noch nicht so gut, das war noch nicht meine Welt. Ich habe mir auch lange selbst nicht zugetraut, eigene Texte zu schreiben. So richtig los ging es erst mit Anfang 20, da habe ich erstmals eigene Lyrisch geschrieben. Und dann, kurz vor meinem ersten Album, ist eine sehr dramatische Liebesbeziehung in die Brüche gegangen. Daraufhin habe ich zwei Songs aufgenommen, irgendwas zwischen Wut und Verzweiflung, mit den Worten "Hau doch selber ab" und "lass mich nicht los". Die habe ich dann auf CD gebrannt und in ihren Briefkasten geworfen (lacht). Sie hat das Ganze nie kommentiert, aber die Songs sind am Ende tatsächlich auf der CD gelandet (lacht).

hitparade.ch: Roman Camenzind hat dein Album produziert. Wie gross war sein Einfluss auf deine Platte?
Adrian Stern: Als ich Roman das erste Mal getroffen habe, war ich mir noch nicht sicher, was ich eigentlich möchte. Das letzte Album "Lieber Lieder" ging in eine Richtung, in die das jetzige Album auch geht. Sanftere Beats und mehr akustische Gitarre. Ich hatte es beim letzten Mal aber nicht ganz durchgezogen und war daher irgendwie unzufrieden. Und nun wusste ich nicht, was ich soll. Irgendwie schlagen mehrere Musik-Herzen in meiner Brust. Ich mag kantige Rockmusik aber auch groovige Akustik-Sachen. Schliesslich habe ich mich mit ihm gemeinsam entschieden. Er schlug mir vor, die Songs mal alle rein akustisch - also nur mit Gitarre und Stimme - aufzunehmen. Als ich dies dann gemacht hatte, habe ich gespürt, wie befreiend das ist, es hat mir total gefallen. Nur schon, dass ich mir keine Gedanken hatte machen müssen, was all die anderen Musiker spielen müssen. Ich habe dann auch noch diese Frühlings-Putz-Sommertour organisiert. Roman hat viel ins Rollen gebracht. Wir haben dann gemeinsam dieses Konzept so gefestigt und er hat immer wieder dafür gesorgt, dass wir uns selbst treu bleiben. Nicht, dass wir auf einmal ausbrechen und das Gefühl haben, nun auch noch eine Eurodance-Nummer machen zu müssen. Er hat die Leitplanken aufgestellt und das war sehr cool.

hitparade.ch: "Herz" ist bereits Dein viertes Album. Wenn Du jetzt zu Deiner Anfangszeit als Künstler zurückblickst: Was hat sich am meisten verändert?
Adrian Stern: Für mich hat sich am meisten verändert, dass ich jetzt meinen Gitarrenkoffer aufmachen und meine Songs 1:1 spielen kann, so wie sie sind. Bei der ersten CD, die noch richtig opulent arrangiert gewesen ist, mit allem Drum und Dran, musste ich dies alles erst herunterbrechen und üben, bevor ich es so spielen konnte. Das ist ein grosser Unterschied für mich. Ich habe das Gefühl, in der Schweiz, wo die Leute es mögen, wenn man nicht hochstapelt, dann passt dies irgendwie und ich fühle mich wohl so.

hitparade.ch: Bald bist Du auch schon wieder unterwegs und gibst Konzerte, im Oktober geht's los. Was erwartet die Fans? Hast Du etwas Besonderes auf Lager?
Adrian Stern: Ja! Es ist eine neue Band am Start mit tollen Musikern. Es macht richtig Spass mit denen gemeinsam zu spielen und es wird auch für die Fans spannend sein. Es ist sicherlich eine Herausforderung, alle meine vier Alben in ein Konzert zu packen und dies hat dazu geführt, dass ich einige Songs von früher ein wenig umgemodelt habe. Ich habe versucht, auch die alten Songs ein wenig auf diese akustische Schiene zu ziehen. Und auch meine Erfahrungen auf der Solotour haben mich beeinflusst. Ich werde sicher den einen oder anderen Song in einem solche Unplugged-Rahmen machen.

hitparade.ch: Du gibst ja viele Konzerte. Gibt es da Songs, die man irgendwann nicht mehr hören und spielen mag, resp. Songs, die aus dem Schattendasein plötzlich zu einem Live-Knaller geworden sind?
Adrian Stern: Naja, es ist beispielsweise sehr erstaunlich, dass ich den Song "Ha nor welle wösse", der ja von Anfang an eigentlich sehr erfolgreich gewesen ist, immer wieder so gerne spiele. Vielleicht liegt es daran, dass der einfach eine hohe Qualität hat. Es gibt auch Songs, die ich anfangs immer sehr gerne gespielt habe, so richtige rockige Nummern die voll abgegangen sind. Aber irgendwie hat mich dies mit der Zeit verlassen. Jetzt mag ich Songs mit Wärme und Tiefgang lieber, beim live-Spielen vor Publikum. Ich habe langsam die Angst vor den ruhigen Momenten verloren in der Musik.

hitparade.ch: Deine Single "Amerika" hält sich seit mehreren Wochen gut in den Charts. Was erwartest Du für Dein Album "Herz"?
Adrian Stern: "Erwartung" ist das falsche Wort, denn bei mir sind das immer so Wunschträume. Natürlich wünsche ich mir, wie jeder Musiker, dass ich ein Album mache, das wahnsinnig einschlägt. Gleichzeitig aber habe ich keine Ahnung, was passieren wird. Daher lasse ich dies einfach mal offen, freue mich, und hoffe, dass ganz viele Leute ins Album reinhören und sich ihre Meinung bilden werden. Natürlich hoffe ich, dass sich die Leute daran erfreuen werden.

hitparade.ch: Hier ist die Top 10 der Schweizer Hitparade. Eigentlich müsste ich sagen "Top 11", denn Dein "Amerika" ist auf dem 11. Platz… Kannst du sie kommentieren?

10. Katy Perry - California Gurls
Adrian Stern: Ein cooler Song um beim Autofahren zu hören. Das ist ein sehr amerikanischer Song, nicht nur wegen dem Titel.

9. Hurts - Wonderful Life
Adrian Stern: Den habe ich noch nicht ausgechecked…

8. Taio Cruz - Dynamite
Adrian Stern: Cool. In den aktuellen Single Charts sind sehr viele dancige Party-Sachen vertreten. Abgesehen von mir.

7. B.o.B. feat. Hayley Williams of Paramore - Airplanes
Adrian Stern: Den Song kenne ich nicht… Aber Paramore ist toll!

6. Lady GaGa - Alejandro
Adrian Stern: Finde ich irgendwie Naja. So halb-mediterraner Einfluss in der Musik, das hat ja Madonna auch schon gemacht mit "La Isla Bonita". Damals hat mir das sehr gefallen, hier lässt mich dies aber eher kalt. Alte Lady GaGa Songs fand ich aber geil.

5. Shakira feat. Freshlyground - Waka Waka
Adrian Stern: Von Shakira gefiel mir vokalem "She Wolf" besonders gut. Bei diesem Song bin ich mir nicht so sicher, vielleicht liegt es daran, dass ich selbst auch mal einen Fussball-Song gemacht habe. Ich bin nicht mehr so begeistert von Songs, die man für einen bestimmten Event macht.

4. Flo Rida feat. David Guetta - Club Can't Handle Me
Adrian Stern: Bisher fand ich eigentlich alle Singles von David Guetta ziemlich cool. Ich bin zwar nicht so ein Partygänger, aber wenn ich in einem Club wäre, und solche Songs würden gespielt werden, dann würde ich wohl auch meinen Hintern bewegen.

3. Eminem feat. Rihanna - Love The Way You Lie
Adrian Stern: Das ist ein Hammer-grandioser-wahnsinns-Song. Als ich ihn das erste Mal gehört habe, hätte ich nie gedacht, dass das Rihanna ist. Normalerweise hat sie einen ganz speziellen Sound in der Stimme, doch hier klingt sie total natürlich, erinnert fast ein wenig an Paramore. Auf jeden Fall ist dies einer meiner Lieblingssongs.

2. Yolanda Be Cool & DCup - We No Speak Americano
Adrian Stern: Der ist geil, fast schon Avanti Garde. So richtig minimalistisch. Solches Zeug liebe ich, solchen kreativen Umgang mit Technologie und so.

1. Bligg - Legändä & Heldä
Adrian Stern: Den Song selber kenne ich eigentlich nicht gut, den habe ich erst einmal gehört, nämlich am Schwingerfest. Ich finde Bligg super, ich gönne ihm seinen Erfolg sehr. Und es überrascht mich nicht, dass er auf Platz 1 der Hitparade gelandet ist. Seit "Rosalie" hat er die Top 10 für sich gebucht. Das finde ich toll und ich freue mich sehr für ihn.

hitparade.ch: Du singst an Deinen Konzerten immer wieder Coversongs. Welchen dieser Songs würdest Du am liebsten mal covern?
Adrian Stern: Entweder Nummer 3 (Eminem und Rihanna) oder Nummer 10 (Katy Perry). Bei Eminem würde ich den Rap-Part machen und eine Frau aus dem Publikum holen, die dann Rihannas Stimme übernehmen kann (lacht).