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Interview mit Christina Stürmer

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Mit ihrem neuen Album "Nahaunahme" ist Christina Stürmer diese Woche direkt auf Platz 12 eingestiegen. Letzte Woche war sie in der Schweiz auf Promo und hat uns zum Interview eingeladen.

hitparade.ch: Seit kurzem ist deine neue Scheibe ist draussen. Es ging ja doch unheimlich schnell, nur eineinhalb Jahre nach "In dieser Stadt". Ist da die Maschinerie Christina Stürmer ständig am Laufen ohne jegliche Pausen?
Christina Stürmer: Ja, eigentlich schon. Zuerst bist du im Studio, dann kommen alle Artwork-Sachen. Irgendwann kommt sie dann raus, und schon folgen alle Promogeschichten, was doch mittlerweile schon zwei bis drei Monate in Anspruch genommen hat. Im November gehen wir dann wieder in den Proberaum, damit wir im Dezember auf Tour können. In den letzten sieben Jahren haben wir fast jedes Jahr ein Album rausgebracht. Die letzten beiden Alben haben nicht so funktioniert wie gehofft, also wollten wir gleich noch etwas nachschieben. So haben wir uns dann bereits letzten November wieder mit Songwritern getroffen und angefangen zu schreiben, weil wir es einfach besser machen wollten als zuletzt, wo es nicht so hingehauen hat.

hitparade.ch: Was sind die Vorteile, dass du ständig unterwegs bist?
Christina Stürmer: Es gibt natürlich Vor- und Nachteile. Aber für mich persönlich ist es ein Vorteil, weil ich immer so Lampenfieber habe vor Konzerten. Und ich merke einfach, wenn wir länger nicht spielen, wird es dann stets wie heftiger. Wenn mir mal nicht unterwegs sind, versuche ich als Ausgleich stinknormale Dinge zu tun wie Wäsche waschen, kochen und all die Dinge, die es halt braucht in einem Haushalt. Und wenn ich dann ein Jahr oder länger nichts mit Musik machen würde, stell ich mir das doch schwer vor, da wieder reinzukommen in diesen Trott. Ich merke es nur schon, wenn wir drei Wochen nicht live spielen, wie ich nervöser werde, Angst habe, die Texte zu vergessen und alles immer und immer wieder proben will.

hitparade.ch: Was uns bei dir auch immer auffällt, dass es vor einem Release bereits irgendwo Fanvideos von neuen Songs gibt, die ihr an Konzerten gespielt habt. Testet ihr die Sachen vorher aus?
Christina Stürmer: Diesmal war es eigentlich nur ein Song. Aber ich finde es einfach schön, wenn ich an ein Konzert gehe einer Band, die ich mag, und dort mal was Neues höre. Klar, schon die bekannten Sachen, aber auch mal etwas Unerwartetes. Und klar kann man so Sachen austesten. Wenn man dann eine neue Nummer spielt, kann man sehr gut beobachten, wie das Publikum reagiert, ob sie aufmerksam zuhören bis zum Schluss oder ob in der Mitte des Songs alle ein Bier holen gehen. Und so kann man schon etwas sehen, wie gut sich ein Song eignet und ankommt.

hitparade.ch: Wie war es denn nun konkret mit "Mit jedem Milimeter"?
Christina Stürmer: Da war es sehr positiv. Der Song stand sehr schnell bei YouTube online mit Kommentaren, und für uns war es auch interessant zu sehen und zu hören, wie das in etwa live klingt, wir hören das ja nicht so, wenn wir auf der Bühne stehen, und im Studio fertig aufgenommen tönt das ja auch anders. Und bei diesem kamen bis kurz vor dem Release immer wieder Fans und wollten wissen, ob der denn nun auch auf dem Album wäre, weil man ihn toll fand und ihn bereits auch mitsingen könnte.

hitparade.ch: Bei den Texten setzt du ein Team ein von Schreiberlingen, da hast du selber auch viel Einfluss drauf. Wie sieht es denn beim Instrumentalpart aus? Entstehen da zuerst die Melodien oder wie müssen wir uns das vorstellen?
Christina Stürmer: Die Songschreiber machen die Texte gleich mit einer Melodie. Es ist nicht so, dass wir einen geschriebenen Text bekommen und da dann die Musik dazu komponieren. Diesmal hatten wir zehn Songwriter, die wir, sofern wir uns nicht schon kannten, letzten November kennengelernt haben und zusammengesessen sind, und sie so etwas rausfinden konnten, was mir in etwa gefällt oder nicht. Und dann haben die bereits begonnen und uns laufend Ideen geschickt, und wir haben angefangen im Proberaum da rumzufeilen und Vorproduktionen zu machen, so wie wir uns das dann etwa vorstellen, wie das auf CD anhören könnte und es auch nach Christina Stürmer klingt.

hitparade.ch: Du hast es selber angetönt, die letzten beiden Alben waren nicht so erfolgreich wie erhofft, und du wolltest auch wieder mehr etwas zurück, wie du vor "Laut-Los" getönt hast. Willst du denn nun bei diesem Pop-Rock-Mix bleiben oder willst du da vielleicht musikalisch mal noch etwas weiter ausbrechen?
Christina Stürmer: Ich finde durchaus, dass wir auf diesem Album nicht gleich klingen wie immer, aber ich finde auch, dass man sich nicht bei jedem Album neu erfinden muss. Das macht zum Beispiel AC/DC seit Jahrzehnten nicht, und das funktioniert bei denen ja auch gut irgendwie, es macht Spass es zu hören und dem Publikum gefällt es. Und wir haben jetzt bei diesem Album auch nicht gesagt, es muss jetzt poppiger werden oder rockiger, die einzige Vorgabe war eigentlich, dass es deutschsprachig ist. Und so sind wir rangegangen. Und ich finde, es tönt lockerer und luftiger als auch schon, gerade die Stimme, welche sich mit den Gitarren zusammen gegenseitig sehr gut ergänzen.

hitparade.ch: Du hast es angesprochen, Deutsch sollte es ein. Englisch ist ja gar kein Thema für dich. Wie sieht es aus mit österreichischem Dialekt?
Christina Stürmer: Es ist etwas wie beim Englischen. Selber gefällt mir Musik ja in allen Sprachen, aber mir gefällt meine Stimme am besten in Deutsch. Ich selber finde es meistens etwas peinlich, wenn ein Österreicher oder Deutscher dann englisch singt und bei weitem nicht englisch klingt. Ich würde vorher nochmals einen Kurs machen mit langem Auslandaufenthalt, aber sonst gar nie. Mundart kann ich mir durchaus vorstellen als Side-Projekt, aber Christina Stürmer ist und bleibt für mich Hochdeutsch. Es kann schon sein, dass ich es aber nebenbei mal ausprobiere.

hitparade.ch: Wir haben ja in der Schweiz nun auch einen Mundart-Sänger, der es nun auf Hochdeutsch probiert: Baschi. Der ist auch wie du bei Universal. Hast davon etwas mitbekommen?
Christina Stürmer: Ja, ich hab gewisse Promo-Sachen gesehen von ihm, man betitelt ihn ja als Schweizer James Dean. Gehört hab ich es noch nicht, wird aber vermutlich schon noch passieren, ich bin gespannt. So wie ich gehört hab ist das ja mal ein Versuch, und er hat ja anscheinend bereits wieder ein schweizerdeutsches Album fast fertig.

hitparade.ch: Du hast für dieses neue Album auch einen neuen Produzenten, Olaf Opal. Für uns als Nicht-Musiker ist das Thema um den Produzenten immer etwas Unverständliches. Für uns ist klar: Schreib Songs, geh ins Studio, nimm sie auf und dann erscheint die fixfertige CD. Was ist denn jetzt bei ihm anders, besser und neu, als bei anderen Produzenten?
Christina Stürmer: Ich konnte mir das zu Beginn auch nicht so wirklich vorstellen. Aber wenn ein neuer Mensch im Team ist, in dem Fall der Produzent, der wie ein sechstes Bandmitglied ist, hat einen völlig anderen Einfluss. Er arbeitet auch ganz anders und auch das Umfeld war ein ganz anderes. Früher waren wir in Hamburg, diesmal in Bochum, und wir haben auch viel bei uns in Österreich aufgenommen. Er hat Sachen aus uns herausgekitzelt, weil er andere Prioritäten hat bei gewissen Dingen. Mir hat er zum Beispiel gesagt, ich soll mich beim Einsingen nicht immer so konzentrieren, dass ich die Töne treffe, das passiere dann automatisch, ich solle so spontaner bleiben, mich reinfallen lassen, so werde es auch etwas emotionaler. Und so, so finde ich, klingt meine Stimme viel entspannter auf "Nahaufnahme". Auch bei den Gitarren haben wir sehr viel rumexperimentiert. Mit all diesen Effektgeräten wie Tretminen, wir hätten glaub ich das das ganze Studio damit ausfüllen können. Und Olaf ist einer, der probiert halt gerne rum, nicht mal aufnehmen und dann im nachhinein daran rumbasteln, sondern gleich so aufnehmen. Und dann wird probiert bis man die richtige Gitarre mit dem richtigen Effekt und dem richtigen Amp hat, dass es so tönt, wie man es sich vorstellt. Und so haben wir irre viel Zeit verbracht. Aber ich finde, so lebt es auch mehr.

hitparade.ch: Wenn du sagst, irre viel Zeit, da kann man denken, das hätte alles ewig gedauert. Hast du da auch mal gedacht, warum tu ich das alles?
Christina Stürmer: Nein, gar nicht. Vor allem hat die Arbeit an diesem Album auch wirklich viel Spass gemacht. Und wenn ich denke, dass wir im April mit der Vorproduktion angefangen haben und im Juli bereits alles fixfertig war. Das ist eigentlich eine extrem kurze Zeit. Und irgendwie war es kein einziges mal stressig. Der Stress hat eigentlich erst danach etwas begonnen, als es ums Abmischen ging, alles im richtigen Pegel zu fahren. Und dann sind wir ja fünf Leute in der Band, dann noch der Produzent, dann noch das Management und noch die Plattenfirma, und alle haben eine eigene Meinung dazu. Und da hat es dann Diskussionen gegeben, aber auch nicht wirklich ein riesen Stress.

hitparade.ch: Auf "Nahaufnahme" sind 12 Songs drauf, und wenn man die so etwas durchhört, fällt einem auf, dass die Zeit eine grosse Rolle spielt. Hat dich das etwas beschäftigt, dass das so thematisiert wurde?
Christina Stürmer: Es beschäftigt mich schon. Ich finde, wir leben in einer sehr schnelllebigen Zeit, und ich bekomme oft die Frage gestellt "Wo siehst du dich in fünf Jahren, in zehn Jahren?". Und ich antworte immer: Ich weiss es nicht! Ich hoffe, dass ich dann noch Musik mache, wie gross auch immer. Aber ich weiss es nicht, ich weiss auch nicht, was morgen ist. Klar kann ich meine Zukunft etwas planen, aber ob es dann so kommt? Die Menschheit ist immer so fixiert auf Morgen, Übermorgen, nächste Woche, nächsten Monat. Klar soll man planen, aber man sollte auch einfach etwas mehr den Moment geniessen können. Ich treffe so viele Menschen, und wenn man etwas recht und links schaut, ist es fast erschreckend, wie wenig man das Hier und Jetzt versucht zu geniessen. Es ist etwas schade, denn morgen könnte ja theoretisch etwas passieren, was mich komplett aus der Bahn haut, sei es ein Tod eines Bekannten oder in der Familie, was auch immer, etwas, was völlig unvorhersehbar war. Und dann mach ich mir dann vielleicht Vorwürfe, dass ich das früher nicht mehr genossen habe. Und so ist das Album für mich auch etwas wie ein guter Vorsatz, denn ich schaff das natürlich auch nicht immer.

hitparade.ch: Beim Song um "Bei jedem Millimeter" geht es um eine Trennung. Wenn man nun so liest über dich, hast du selten so offen über deine Beziehung gesprochen und wie schön die ist und du sie geniesst. Wie kommt man in solchen Phasen dann auf solche Themen?
Christina Stürmer: Naja, ich bin 28 und hab auch schon ein paar Sachen erlebt und auch in meinem Bekanntenkreis mitbekommen. Da gibt es Menschen, die sind 12 Jahre glücklich verliebt und heiraten, haben Kinder und nach einem Jahr lassen sie sich scheiden und hören nichts mehr voneinander. Und solche Dinge bewegen auch mich, auch wenn es mir nicht selber passiert ist. Das sind Sachen, die passieren nun mal so auf der Welt, es kann nicht immer alles nur rosig sein. Man wünscht es sich zwar nicht, aber es ist einfach so.

hitparade.ch: Wir stellen uns das noch speziell vor, du kommst nach Hause und sagst "Hör mal Schatz" und singst den Song vor der von einer Trennung handelt. Also ich bekäme da gerade etwas Angst und Zweifel in einem solchen Moment.
Christina Stürmer: Nein, das nicht, er schreibt ja an den Songs selber mit.

hitparade.ch: Deine Texte sind meist sehr optimistisch, gerade Songs wie "Wenn die Welt untergeht" beschreiben die schönsten Momente und Gefühle, wenn es um die Liebe geht. Aber auch schon früher drang dies durch. Ist dir das besonders wichtig?
Christina Stürmer: Für mich ist es daher wichtig, da ich selber ein Optimist bin und versuche alles im Guten zu sehen. Wenn man alles negativ sieht, macht man sich das Leben selber so schwer. Und das ist dann recht mühsam. Und ich versuche positiv zu bleiben, und das wiederspiegelt sich dann in den Texten

hitparade.ch: Im Dezember startest du hier bei uns in Zürich deine Tour, im Kaufleuten, einem der schönsten Konzertsäle der Schweiz. Was werden wir so zu hören kriegen?
Christina Stürmer: Zuerst Mal wird man die neuen Songs zum ersten Mal live hören. Im Moment sind wir auf Promo-Tour und spielen vielleicht mal ein zwei Songs unplugged vor kleinem Publikum. Aber Ende Oktober ist das vorbei, und wir kerkern uns im November ein und proben, wie wir das live umsetzen möchten und werden dann hier in Zürich zum ersten Mal das Album so präsentieren können. Aber natürlich dürfen auch die alten Hits nicht fehlen. Die machen dem Publikum auch Spass und somit dann auch uns. Und wenn man dann zum 1000. Mal "Ich lebe" spielt und sieht, wie sich das Publikum freut, hat man auch selber Freude am Song.

hitparade.ch: Bringt ihr eure alten Songs immer in Originalform oder spielt man da auch mal andere Versionen?
Christina Stürmer: Wir variieren da etwas, wir können das alles auch unplugged, wir haben von "Engel fliegen einsam" eine Boss Nova Version. Hängt alles etwas von der Stimmung ab und wir versuchen natürlich, das auch für uns interessant zu machen. Wenn du sieben Jahre Musik machst und die Songs dann immer gleich runterspielst ist es dann irgendwann nicht mehr so prickelnd.

hitparade.ch: Kommen wir zur Top 10 der Schweizer Hitparade. Wozu kannst du was sagen?
Katy Perry - Teenage Dream
Christina Stürmer: Katy Perry, die ist ja jetzt gerade überall, die sieht man überall. Wo ist denn die alte Single, die wird ja auch noch ständig gespielt. Das ist ja eigentlich mega, mit zwei Songs fast in den Top Twenty zu sein. Ich finde, Katy Perry ist ein bisschen eine Kunstfigur, ich finde es aber grossartig, was sie macht. Man kann es gut oder schlecht finden, das, was sie erreicht hat, ist aber echt mega.

Shakira feat. Freshleyground - Waka waka (This Time For Africa)
Christina Stürmer: Das ist einer der Songs, den wir lustigerweise backstage in letzter Zeit sehr oft singen. Gerade unser Tour-Manager Thomas Stein. Ich tanze dann immer durch den Backstage-Raum und singe "Waka waka ey ey" (lacht).

B.o.B. feat. Hayley Williams of Paramore - Airplanes
Christina Stürmer: Ich kenne die Nummer jetzt selber nicht, ich kenne aber ein paar Nummern von Paramore und finde die mega. Vor allem hat sie eine mega Stimme und schaut eher aus wie ein kleines Mädchen.

Flo Rida feat. David Guetta - Club Can't Handle Me
Christina Stürmer: Ich glaube, ich kenne die Nummer vom Hören. Aber ganz ehrlich bin ich nicht so ein David Guetta Fan. Das ist nicht so meine Welt.

Rihanna - Only Girl (In The World)
Christina Stürmer: Kenne ich leider nicht auf die Schnelle, aber auch da - wie bei Katy Perry - Hut ab, die ist in den Top 3 zwei Mal vertreten, was mega ist. Letztens habe ich Rihanna "gesehen". Ich habe nun selbst eine Wachsfigur bei Madame Tussauds und war in London in der Werkstatt von Madame Tussauds, und da ist Rihanna gerade gemacht worden. Ich habe die nackte Rihanna gesehen, wahrhaftig stand sie vor mir, in Wachs gegossen aber, sah gut aus übrigens (lacht).

Yolanda Be Cool & DCup - We No Speak Americano
Christina Stürmer: Ich finde es unglaublich, wie lange sich dieser Song oben hält, auch bei uns in Österreich übrigens. Es ist einmal was anderes: Ich fand es cool, wie sowas zu Beginn ganz oben war, jetzt muss ich gestehen, habe ich ihn wirklich genug gehört und muss auch weiterschalten, wenn ich ihn im Radio höre, weil ich es nicht mehr aushalte.

Eminem feat. Rihanna - Love The You Lie
Christina Stürmer: Grossartige Nummer, vor allem finde ich, dass die Stimmen extrem super zusammen passen. Das Video finde ich echt gut. Und wie schon gesagt, Rihanna ist unglaublich, sie ist schon so lange im Pop Business dabei und jetzt gerade auf Rang 1 und 3.