Interview mit Yello
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Am 05.11.2010 erscheint das Album„Yello by Yello“ - eine äußerst persönliche Bestandsaufnahme der letzten 30 Jahre Yello. „Yello By Yello – The Singles Collection 1980-2010“ enthält die 20 größten Single-Hits der langen KarriereYellos sowie eine neue Version ihres Hits „Vicious Games“, der in Produktion und Arrangement komplett neu aufgearbeitet wurde. „Yello by Yello – The Anthology Box“ ist ein limitiertes, opulent aufgemachtes Box Set, das neben drei CDs auch noch eine DVD enthält. Dieter Meier und Boris Blank haben die für sie ganz persönlich wegweisenden Yello-Tracks der letzten 30 Jahre zusammengefasst. Wir haben Dieter Meier und Boris Blank zum Interview getroffen.hitparade.ch: Ihr geniesst nach wie vor unter Musikfans rund um den Globus sehr hohe Anerkennung, und eure Melodien finden auch heute noch in Film und Fernsehen Verwendung, Original-Vinyl geht zu hohen Preisen über den Ladentisch. Findet man das manchmal auch selbst etwas verrückt und staunt über den eigenen Erfolg?
Dieter Meier: Da komme ich direkt auf einen wichtigen Teil der Kassette, die wir herausgegeben haben, zu sprechen: Anthology (Yello by Yello). Wir staunen da jedes Mal wieder, wenn wir in unsere Schatzkiste der letzten 30 Jahre schauen, immer wieder über diese Eigenart und Originalität, und dass dies alles völlig ausserhalb des normalen Musiklebens stattfindet. Dies ist wahrscheinlich auch der Grund, weshalb wir weder zeitlich noch stilistisch je schubladisiert werden konnten. Es lebt immer weiter, da es bereits, als es entstanden ist, zeitlos gewesen ist. Man konnte es nie einordnen und deshalb ist es zeitlos geblieben. Das ist wie bei einem Maler, der irgendwas erfunden hat. Das ist wie bei Boris, der kann kein Musikinstrument spielen und hat sich da selber erfunden, um auf seine Weise Musik machen zu können. Bei einem Maler, der seinen eigenen Stil erfunden hat, ist es auch so: Der bleibt immer jung! Wenn man sich Bands ansieht, die andere Bands imitieren, dann ist dieser Zeitgeist irgendwann vorbei. Deswegen ist dieses Anthology so interessant: Da sind Stücke drauf, über die wir heute noch lachen können und die auch noch heute sehr jung und frisch klingen. Einfach, weil man sie schon damals keiner Zeit zuordnen konnte. Da sind viele Elemente von Blank drin, die seiner Knorrigkeit, seiner Eigenart und seiner "Schweizerigkeit" - wie eine Bergdistel, die irgendwo auf einem Hügel wächst - zuzuschreiben ist.
hitparade.ch: Yello war früher eine klassische Vinyl-Kultband, die in verschiedenen Ländern Vinylmaxis, teilweise in Kleinauflagen, meistens mit unterschiedlichen Remixes herausgebracht hat. Inwiefern hat der Wechsel vom analogen Datenträger hin zum immer virtueller werdenden Musikbusiness euer Schaffen verändert?
Boris Blank: Es hat sich eigentlich nicht viel verändert. Meine Arbeitsplattform war immer das Studio, das war immer schon mein Werkzeug. Ob dieser Sound danach auf eine Vinyl oder auf eine CD kommt, macht eigentlich keinen Unterschied zur Arbeitsweise. Wennschon haben sich dadurch die Verkaufszahlen und Downloads verändert. Die Kaufgewohnheiten des Konsumenten haben sich verändert. Jetzt, im Handy-Zeitalter schreibt man SMS und macht Downloads und Fotos… Die Menschen hören weniger intensiv Musik. Es werden weniger Tonträger verkauft als früher.
hitparade.ch: Es hiess ja immer, Video Killed The Radio Star… Inwiefern haben die legendären Yello Videos, die ja von Dieter Meier selbst directed waren, den Erfolg der Band ausgemacht?
Dieter Meier: In unserem Fall muss man vielleicht sagen: "Video Creates The Radiostar" anstatt "Kills". Uns gab's live nicht, daher waren diese Videos ein wichtiger Teil. Ganz besonders in unserer Anfangszeit, als man noch solche eigenartigen Gebilde in den Medien gespielt hat. Darum gehen solche Sachen zugrunde, weil heute alles heruntergeschraubt wird auf's Niveau von Waschmittel-Spots. In den Anfängen der Musiksender auf aller Welt, beispielsweise MTV wurden solche Originalitäten noch gespielt. Sie mussten es spielen, da es noch nicht so viele Videos gegeben hatte. Für Yello waren diese Videos in den Anfängen sehr wichtig, weil sie die Eigenartigkeit und Originalität dieser Band gezeigt haben.
hitparade.ch: Was ändert sich für euch in der heutigen Zeit mit YouTube und Facebook?
Dieter Meier: Das werden wir jetzt herausfinden. Wir haben diese Medien bisher ziemlich stiefmütterlich behandelt, wir hatten jahrelang dieselbe Website und haben uns eigentlich nur um die Musik gekümmert. Aber ich denke, wenn man das Internet und seine Möglichkeiten richtig bedient und nutzt, dann ist dies eigentlich eine wunderbare Möglichkeit zu zeigen, was man macht - vor allem, wenn man bereits eine gewisse Bekanntheit hat. Ich denke für ganz junge Bands ist es immer noch sehr schwierig. Sie haben zwar die Möglichkeit, sich dort zu zeigen, aber das ist wie ein babylonischer Turm mit 80 Millionen Produkten, wo man sich irgendwo links hinten in der Ecke befindet. Es ist sehr schwierig, dort gefunden zu werden. Da Yello aber bereits einen gewissen Stellenwert hat, werden wir dies natürlich auch nutzen, so dass wir eine Ebene haben können, auf der man beachtet wird. Wir werden viel visuell arbeiten in nächster Zeit. Das hat man auch bei diesem virtuellen Konzert gesehen bei der letzten Platte. Wir freuen uns darauf, nicht aus kommerzieller Sicht, sondern einfach, weil das Visuelle kombiniert mit der Musik im Internet stattfinden kann.
hitparade.ch: Dieses Jahr habt ihr beim Swiss Music Award ziemlich abgeräumt. Was bedeuten euch diese beiden Auszeichnungen, die ihr erhalten habt?
Boris Blank: Einer steht im Powerplay-Studio, bei einem langjähriger Mitarbeiter von uns, der bereits seit 30 Jahren dabei ist und auch Studioaufnahmen mit uns gemacht hat. Er hatte ihn an diesem Abend für Dieter mitgenommen, und er steht immer noch dort.
Dieter Meier: Ich muss dazu sagen, dass ich eigentlich eher ein kritisches Verhältnis zu solchen Preisen habe. Ich war auch schon in Jurys, wo ich Leute auswählen musste. Daher habe ich als Preisübergeber wie auch -erhalter ein komisches Verhältnis dazu. Ich habe natürlich Freude dran, aber zuhause einen Kasten aufstellen und Preise sammeln, das bin ich nicht. Ich besitze nicht so gerne Dinge. Es war eine schöne Auszeichnung für mich, aber der Preis - also Physisch - hat mir jetzt nicht wahnsinnig viel bedeutet. Die Auszeichnung schon! Die hat uns besonders gefreut, weil wir für die CD des Jahres geehrt worden sind. Das sind ja nicht alles ältere Yello-Fans um die 50 Jahre gewesen, die dort abgestimmt haben, es waren sehr viele junge Menschen dabei. Für uns war das super und wir waren danach ziemlich lange in den Charts, sogar jetzt noch.
Boris Blank: Ja, lustigerweise sind wir bei iTunes unter dem Genre "Electronic" bei der Schweiz immer noch auf Platz 7. Aber was man auch noch sagen muss: Dieter hat doch einen Pokal zuhause - die russische goldene Schallplatte! Die wurde ihm nach Hause geschickt, deshalb ist sie dort.
Dieter Meier: Gold in Russland, das ist natürlich ganz interessant. Wenn man geografisch schaut, wo man eigentlich genau erfolgreich ist, staunt man manchmal. Wir sind beispielsweise in Israel, Südafrika und Australien beliebt, hingegen in Spanien nicht, in Italien nicht und in Südamerika nicht. Dafür aber wieder in Kanada, Russland und im ganzen Ostblock sind wir sehr bekannt. Den Grund, weshalb das so ist, kann ich mir nicht erklären.
hitparade.ch: 30 Jahre Yello, eine schöne Rückschau habt ihr zusammengestellt. Wie lange habt ihr gebraucht, um die Songs auszusuchen?
Boris Blank: So genau kann ich das nicht sagen. Mein musikalisches Hauptaugenmerk liegt bei diesen beiden CDs - Anthology 1 und 2 - dort bin ich sehr subtil vorgegangen bei der Auswahl. Ich würde sagen, dies hat ungefähr einen Monat gedauert. Dann habe ich noch etwa 3 Wochen lang Remixes gemacht, auch neue Stücke. Ich denke, die ganze Vorbereitung für diese Box dauerte sicher 3 Monate. Es war eine grosse Arbeit.
hitparade.ch: Nach welchen Kriterien hast Du die Songs ausgewählt?
Boris Blank: Ich habe sie danach ausgesucht, was uns noch heute mit diesen Stücken verbindet, was für einen Bezug wir dazu haben und mit welchen Erinnerungen sie verbunden sind. Und dann auch, wie zeitlos diese Stücke sind: Ob man sie heute wirklich immer noch hören kann, oder ob einem die Ohren dabei schmerzen. Aber dieser Aspekt war nicht der Wichtigste. Ich muss sagen, dass eigentlich die meisten Stücke, die jetzt da drauf sind, noch heute eine starke Bedeutung für uns haben. Geschichten, die uns mit dieser Zeit verbindet und Stücke, die uns so richtig ans Herz gewachsen sind.
Dieter Meier: Was auch ein wichtiger Aspekt ist: Es sind auch Songs, von denen wir damals, als wir sie geschrieben haben, nicht unbedingt so begeistert gewesen sind. Wenn man selbst etwas macht, kann man eigentlich nur sehr schlecht beurteilen, welchen Stellenwert dies nun hat in der eigenen Musik. Man hat ja die nötige Distanz dazu nicht, um es zu beurteilen. Nun, viele Jahre später, aus der jetzigen Distanz, haben wir viele Sachen entdeckt, über die wir jetzt lachen können und die total originell sind. Und was fast das wichtigste Kriterium ist: Ohne es selbst zu merken haben wir damals neue Türen aufgestossen. Da kommt auf einmal ein Stück in einem 5/4-Takt. Das ist ein Taktmuster, das es so gar nicht gibt und das noch nie Jemand benutzt hat. Da singe ich wie ein Jazz-Sänger, es hat eine unglaubliche Originalität für uns, wenn wir das jetzt hören. Da freut man sich natürlich. Das ist wie wenn Kinder Sandburgen bauen und nach 30 Jahren diese wieder betrachten. Welches sind die, die uns dann Jahre später die grösste Freude machen? Die, die damals die originellsten waren, was man aber erst heute erkennt.
hitparade.ch: Uns ist aufgefallen, dass das Album die Songs in der Single-Version beinhaltet. Ihr habt ja auch grossen Erfolg gehabt mit Euren Maxi-Singles. Habt Ihr Euch überlegt, auch die bekanntesten Maxi-Versionen draufzupacken?
Boris Blank: Dies war nicht die Idee dieses Projektes, aber das ist etwas, das als nächstes vielleicht mal ansteht. Es gibt ja auch wahnsinnig viele Remixes, die von Yello gemacht worden sind. Vielleicht wäre eine Best Of Remixes, die dann in den Dance-Bereich hineingeht, eine gute Idee. Auch weniger kommerziell.
hitparade.ch: Einen Song habt ihr nochmals neu aufgenommen, "Vicious Games", zusammen mit Heidi Happy, mit welcher ihr bereits auf dem letzten Album zusammengearbeitet habt. Was gab den Ausschlag für dieses Neuaufnahme?
Boris Blank: Ich habe sie einen Tag zuvor angerufen und sie gefragt, ob sie das gerne singen würde. Sie hat sich dann die Aufnahme angehört und gesagt, dass sie sich das vorstellen könne. Es ist ja wichtig, dass sie zuerst eine Aufnahme hört, um auszuprobieren, ob sie diesen Stimm-Range, also die entsprechende Tonlage, hat. Ich war gespannt, wie dieser Song in einem neuen Kleid daherkommen und klingen würde.
hitparade.ch: Standen noch andere Songs zur Diskussion?
Boris Blank: Nein, eigentlich nicht. Es hatte ja einige Songs darunter, die wir bereits neu geremixed hatten, "Bostich" beispielsweise. Und auch von "Oh Yeah" ist eine neuere Version drauf. Diese Sachen habe ich aber schon vor längerer Zeit gemacht.
hitparade.ch: Auf DRS 3 gab es diese Jahresserie "200 Songs - 200 Geschichten", wo euer Song und die dazugehörige Story zu "The Rhythm Divine" vertreten war. Gab es noch andere Geschichten, gerade spontan jetzt zu einem Song, die euch geblieben ist, weil etwas Spezielles vorgefallen war?
Dieter Meier: Es gibt beispielsweise die Geschichte dieses grossartigen Sängers, der leider viel zu früh gestorben ist, Billy Mackenzie. Da weiss Boris mehr darüber zu erzählen. Das waren sehr schöne Geschichten, als Billy hier in Zürich angekommen ist und seine wunderbare Stimme in Verbindung mit der Musik von Boris neu erfunden hat.
Boris Blank: Ja, dieser Billy Mackenzie hat auch die Guide-Stimme gesungen von "The Rhythm Devine", die nachher von Shirley Bessey gesungen worden ist. Er hatte richtige Berührungsängste und wollte auch im Studio nicht dabei sein, als diese grosse Sängerin, eine richtige Diva, eingetroffen ist. Im letzten Moment sagte er: "Boris, I have to go, I can't stay here". Er ist dann also spazieren gegangen, und als er zwei Stunden später wieder zurückkam, war bereits alles im Kasten. Wir sind dann alle miteinander gemeinsam mit Shirley Bessey ausgegangen um Abends zu essen. Und wir haben sie dann zurück in ihr Hotel "Bord Au Lac" begleitet. Dort hatte es Sitzbänke in der Hotelhalle und wir haben dort noch was getrunken, als Billy vor dieser Frau auf die Knie gefallen ist und hat a cappella irgend einen Song von Billy Holiday gesungen. Nicht nur Shirley, auch alle anderen Hotelgäste haben sich dann zu ihm umgedreht, einige hatten Tränen in den Augen. So rührend konnte er die Menschen mit seiner Stimme begeistern.
hitparade.ch: Ihr wurdet schon oft auch geremixt oder gesamplet, gab es auch schon Anstrengungen von euch, andere Songs zu remixen? Es gibt ja genug Musik, die sowas vertragen würde, mal ein Klangkleit von Yello zu bekommen. Was würde reizen?
Boris Blank: Es gibt gewisse Songs, die mich reizen würden, aber da habe ich immer wieder Berührungsängste. Es gibt Pink Floyd Songs, die mich interessieren würden beispielsweise. Aber ich habe Schwierigkeiten mit der Fantasie gewisser Menschen umzugehen. Ich würde auftauchen mit meiner eigenen Musikalität und würde das Bild, das im Original geschaffen worden ist, irgendwie zerstören und mit meinem Ego überschütten. Daher ist dies nie zustande gekommen. Ich habe zwar Songs für Billy Mackenzie produziert, aber Remixes von anderen Leuten zu machen habe ich immer abgelehnt. Einmal wäre es fast zustande gekommen, dass Pink Floyd mit uns hätte zusammenarbeiten wollen, aber leider hat dies dann nicht geklappt.
hitparade.ch: Ihr tretet nicht oft öffentlich in Erscheinunng, ausser bei eigenen Releases oder Kunstaktionen, praktisch gar nicht in musikalischen Belangen bei aktuellen Sachen und Formaten wie Castingshows. Selten bis gar nie gibt es ein Statement von Euch zu einer Band oder zum Schweizer Musikschaffen. Ist das bewusst so gehalten, vergisst man einen oder denken sich die Medien vielleicht auch "die sagen ja sowieso nichts dazu"?
Boris Blank: Wir machen schon viel! Ich habe jetzt beispielsweise mein Haar anders frisiert, weil ich auch gerne so erfolgreich wäre wie Bligg. Auch den Bart lasse ich mir wachsen. Nein, wir haben einfach nicht so viel Kontakt zu den Künstlern, die direkt um uns herum sind. Wieso eigentlich nicht?
Dieter Meier: Ich glaube dies liegt an unserer Geschichte. Boris war immer ein Einzelgänger und hatte auch musikalisch nie mit anderen Künstlern etwas zu tun. Dies lag auch daran, dass er selbst kein Instrument beherrscht hatte und sich daher erst selbst erfinden musste. Wie eine Distel, die hoch oben im Berg wächst und irgendwann mal aufblüht. Es hatte also nie mit dem direkten musikalischen Umfeld zu tun. Nicht, weil wir uns ferngehalten haben von anderen Künstlern, sondern weil wir Dilettanten gewesen sind, die nirgends richtig dazugehört haben. Dies war auch der Grund, weshalb wir irgendwie originell gewesen sind. Wir konnten es ja nicht anders. Das ist wie wenn man als Kind in einem Sandhaufen sitzt und von Statik keine Ahnung hat: Man baut einfach mal und überlegt, was noch alles schön sein könnte: Dort ein Hölzchen, dort ein Fähnchen und so weiter. Mit denen, die professionell Häuser bauen hast du dann eigentlich nichts zu tun. Nicht, weil man es nicht möchte, sondern weil man ganz anders an diese Sache herangeht. Wir wurden natürlich ziemlich belächelt und es hiess: "Diese Typen denken, sie könnten Musik machen, dabei spielen sie nicht einmal ein Instrument". Boris machte beispielsweise mit Zeitungen auf dem Tisch sein Schlagzeug, das wurde nicht immer akzeptiert. In der Schweiz gibt es ja mehr Gitarren-Virtuosen pro Kopf als auf der Welt. Als wir dann langsam berühmt geworden sind, hat das natürlich nicht allen gepasst. Bekannte Schweizer Zeitungen haben regelmässig unser Ende angekündigt und gehofft, dass wir eine kleine Band mit einem One Hit Wonder wären, die mal Glück gehabt hat.
Boris Blank: Da fällt mir eine lustige Anekdote ein. Es gab einen Musikladen, wo man Schlagzeuge, Gitarren und so weiter kaufen konnte. Die hatten auch ein kleines Angebot an Synthesizern - die ersten, die man damals kaufen konnte. Der hiess Musik Burkhard und war an der Badenerstrasse in Schlieren. Die haben dann gewusst, wie gerne ich mich an diese Synths gesetzt habe und haben mich immer beim Herumexperimentieren gesehen. Irgendwann haben sie ein kleines Kämmerlein eingerichtet, damit die Leute, die Gitarren ausprobieren wollten, durch diese Geräusche nicht gestört werden konnten. Es klang nämlich schauerlich. Immer wenn ich den Laden betrat, sagten sie "Der schon wieder" und schickten mich direkt in dieses Kämmerchen, damit ich niemanden stören konnte. Als wir dann mit unserer ersten Platte Erfolg in Amerika hatten, kam der Chef höchstpersönlich zu mir und rief "Hey Boris, schau mal was wir hier Neues haben. Das musst Du Dir unbedingt anschauen". Das ist eine interessante und lustige Geschichte... Auf einmal war ich Jemand! Früher hiess es nur: Der Spinner kommt wieder... (lacht).
hitparade.ch: Was bringt die Zukunft von Yello? Wie hungrig ist man noch auf Neues?
Boris Blank: Ich kann nichts anderes als diese Musik zu machen. Also werde ich dies auch weiterhin tun. Ich brauche das wie die Luft zum Atmen.
Dieter Meier: Und ich freue mich auch weiterhin auf die Auftritte in den Klangbildern von Boris. Es ist immer wieder ein unglaubliches Glück, wenn ich was Neues von Boris höre. Ich muss auch immer sehr lachen und staunen über diese Originalität. Ich finde, dass die neuen Sachen, die er seit der letzten CD, die im Herbst erschienen ist, gemacht hat, wieder so klingen, wie in den allerersten Anfängen von Yello. Einfach, was die Kreativität und Originalität betrifft. Ich glaube, da sind nochmals ganz neue Türen zu neuen Räumen aufgegangen... Ich kann natürlich leicht reden, ich muss ja nicht an so komplizierten Dingen arbeiten wie Boris. Aber die Auftritte in seinen Bildern sind für mich ein unvorstellbares Vergnügen und ein Privileg. Boris hätte wohl sowieso Karriere als Musiker gemacht, aber ich hätte wahrscheinlich nie Musik gemacht, wenn ich ihn nicht kennengelernt hätte.