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Interview mit Aloe Blacc



Ein neuer Ohrwurm hat sich in der Radiolandschaft etabliert und ein Name ist in aller Munde: Aloe Blacc! Mit dem Song "I Need A Dollar" aus seinem neuen Album “Good Things", scheint der Sänger und Songwriter einen Nerv getroffen zu haben: den Soul-Nerv, der aus unseren Gehörgängen direkt in die Beine übergeht! Wir haben ihn zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Du sagst, deine Ansprüche an die Musik sind, damit positive soziale Veränderungen zu erreichen. Warum strebst du dies an und welche Veränderungen möchtest du mit deiner Musik besonders bewirken?
Aloe: Meine persönlichen Musikidole wie James Brown, Michael Jackson, Sam Cook, Cat Stevens und Joni Mitchell haben sehr starke Texte geschrieben, besonders wenn es um politische oder soziale Themen geht. Cat Stevens singt beispielsweise in "Where Do The Children Play" über die Urbanisierung und allgemeine Verbauung des Wohnraumes. Aber es geht nicht nur darum, wo die Kinder spielen, das Lied thematisiert unser Umweltbewusstsein. In Marvin Gaye's "What's Going On" geht es um den Krieg, Politik und soziale Gleichstellung, während "A Change Is Gonna Come" von Sam Cooke von den Menschenrechten und radikale Angelegenheiten handelt.
Diese Musiker, die ich besonders bewundere, zeigen mir, zu was die Musik da ist. Natürlich dient sie auch der Unterhaltung, aber sie informiert, erzieht und verändert auch.

hitparade.ch: Gerade ist dein zweites Album "Good Things" erschienen. Du beschreibst die CD als eine Veränderung vom Persönlichen zum Politischen. Kannst du das erklären?
Aloe: Die Veränderung liess sich Anbetracht der aktuellen Geschehnisse nicht verhindern. Während der Finanzkriese schrieb ich besonders viele Lieder. Gerade in den USA werden die Betroffenen nicht wirklich von der Regierung unterstützt, diese gibt ihr Geld vor allem den Banken. Und diese wiederum geben das Geld nicht den Leuten die es brauchen. Viele Menschen verlieren ihre Jobs und das Zuhause. Ausserdem wurde viel Geld in die Autoindustrie gepumpt, das verstand ich nicht. Viel eher hätten Umweltwissenschaften das Geld brauchen können um unsere Zukunft zu sichern. Autos sind für mich ein veraltetes Transportmittel, das viele schlechte Energie benötigt. Es ist Zeit weiter zu gehen und bessere Methoden zu entwickeln.
Aus diesen verschiedenen Gründen konnte ich die Gegenwart nicht einfach ignorieren, als mein neues Album entstand.

hitparade.ch: Wenn du in der Politik mitmischen könntest, welches wäre eines der ersten Gesetze, dass du einführen würdest?
Aloe: Das erste Gesetz wäre mitfühlender Kaptalismus. Ich würde ein Gesetz einführen, wie Firmen Produkte vertreiben dürfen. Sie wären verantwortlich für die ganze Lebensdauer der Produkte. Wenn die Sachen kaputt gehen oder sie fortgeworfen werden, sind die Besitzer verantwortlich für die sachgerechte Entsorgung. Ausserdem sollten die Leute für den persönlichen Abfall bezahlen. Je mehr Abfall jemand produziert, je mehr muss er bezahlen. Das würde bestimmt einiges am Konsumverhalten ändern. Den Konsumenten müsste bewusst gemacht werden, dass nur wir unsere Umwelt retten können.

hitparade.ch: Was waren deine musikalischen Ziele mit deinem neusten Album?
Aloe: Musikalisch gesehen ist es eine Hommage an die Grossen, wie zum Beispiel Marvin Gay, Donny Hatway, James Brown oder Al Green. Ihre Musik höre ich mir immer wieder gerne an und sie beeinflussen meine Lieder, besonders was meinen Gesang angeht, und die Musik, die von diesen Meistern kommt. In vielfacher Weise ist es auch eine Chance für mich ein Genre uneingeschränkt zu entdecken ohne dabei zu schizophren zu sein. Bei meinem ersten Album war mein Stil dominierend. Das ist die Art wie ich mich der Musik nähere. In meinem Leben hörte ich immer verschiedenste Musikrichtungen, darum ist es nicht einfach, nur schon drei Lieder zu schreiben, die den gleichen Musikstil haben. Meine Inspiration und Kompetenz erweitert sich mit all den unterschiedlichen Genres.

hitparade.ch: Wieso heisst deine Band "The Grand Scheme" (dt.: "der grosse Plan")?
Aloe: Es ist im Grunde mein Masterplan, die Welt mit diesem Bewusstsein über Konsumenten und mitfühlenden Kaptitalismus, Liebe und Glücklichsein anszustecken. Wenn wir selbst zufrieden sind mit uns, können wir auch andere Leute glücklich machen, die ebenfalls andere Leute glücklich machen… und so weiter. Wenn das überall auf der Welt so ist, können wir viele schlechte Dinge von der Welt verbannen. Darum geht es in meinem Masterplan oder eben in "The Grand Scheme"!

hitparade.ch: Deine Lyrics sind sehr fein und poetisch. Hast du schon Texte von dir ohne Musik veröffentlicht? Oder gibt es dementsprechende Pläne?
Aloe: Ich habe definitiv solche Pläne für die Zukunft. Ich mag es, Geschichten zu erzählen. Sei das auf der Bühne, auf einer CD, vor oder hinter der Kamera. Vielleicht sogar in einem Buch…

hitparade.ch: Laut deinen Angaben beeinflussten dich auch einige Persönlichkeiten ausserhalb der Musikwelt. Darunter Ralph Waldo Emerson, Henry David Thoreau und Oprah Winfrey. Was an diesen Leuten inspirierte dich?
Aloe: Ich musste mich in der Schule mit ihnen befassen, aber in der Schule entdeckt man auch Dinge über die
man mehr erfahren möchte. Es war ihre Philosophie des Konzepts. Es war fast metaphysisch. Es was als wäre die Natur Gott. Es war die Theorie, die aus Emerson and Thoreaus Arbeit entstand. Auch das Konzept des Individuums, das für sein oder ihr eigenes Glück verantwortlich ist und auch dafür die Welt so zu gestalten, wie man es gerne haben möchte. Thoreau ging für eine Weile in die Wildnis, nur um zu sehen, ob er es allein schaffen könnte. Ich denke seine Erkenntnis war, dass es möglich aber schwierig und Gesellschaft ist notwendig, aber wir müssen einfach lernen zusammenzuarbeiten.

hitparade.ch: Es scheint, als fühlst du, wie du mit deiner Musik helfen kannst, die Welt zu verändern. Was erwartest du denn von deinen Hörern und Fans?
Aloe: Ich wünsche mir, dass meine Fans meine Musik hören und die Message weiterentwickeln. Sie sollen das positive Mantra bei sich tragen und in Situationen, in denen Sie Hilfe benötigen darauf zurückgreifen. Ausserdem sollen meine Lieder ihnen zeigen, dass es immer irgendwo jemanden gibt dem es schlecht geht. Die Leute sollen sich überlegen, wie sie diese Benachteiligten glücklicher machen können!

hitparade.ch: Welches ist die erste CD die du dir gekauft hast?
Aloe: Ich glaube, ich war etwa 9 Jahre alt, als ich in einem Theater zu Michael Jacksons "Bad" tanzen musste. Darum kaufte mir mein Vater das Album. Im Plattenladen war sich mein Vater jedoch nicht sicher, ob er Michael Jacksons "Bad" oder LL Cool Js "I'm Bad" kaufen musste, darum nahm er beide Kassetten mit nach Hause. So kam ich zu meinen ersten beiden Pop und Hip-Hop Kassetten.

hitparade.ch: Hat dir das LL Cool J Album gefallen?
Aloe: Ja, ich habe viel davon gelernt! Die Texte studierte ich besonders, nicht unbedingt eine gute Idee mit neun Jahren. Sie waren nicht besonders jugendfrei.

hitparade.ch: Wie bist du darauf gekommen, den Velvet Underground Klassiker "Femme Fatale" zu covern?
Aloe: Meine Produzenten wählten dieses Lied aus. Wir sind durch eine lange Liste mit möglichen Covers gegangen und hatten die Idee etwas zu covern, dass nicht alle kennen. Mir gefällt ausserdem die Geschichte hinter dem Lied mit dem New Yorker Untergrund, Andy Warhol und Lou Reed.