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Interview mit Stone Sour

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Ewig im Schatten von Slipknot? Denkste! Stone Sour haben sich mittlerweile einen Ruf als anerkannte, eigenständige Band erarbeitet, obwohl ihr Sänger Corey Taylor gleichzeitig Frontmann der populären Band Slipknot ist. Dabei gibt es Stone Sour schon länger als Slipknot in heutiger Formation. Es ist sowieso eine grosse Kunst, über ein Jahrzehnt hinweg konstant erfolgreich zu sein. Corey Taylor schafft dies mit Links und ihm gelingt dieses Kunststück gleich mit zwei Bands. Er ist nicht nur begnadeter Sänger und Frontmann der überwältigend radikalen Metaller Slipknot, auch sein zweites Standbein Stone Sour erfreut sich seit acht Jahren stetig wachsender Beliebtheit. Wir haben Corey Taylor zum Interview getroffen.

hitparade.ch: "Audio Secrecy" wurde als vielschichtige Platte beschrieben, frei von stilistischen Beschränkungen. Du sagtest "Es ist alles was ich jemals machen wollte auf einem Album". Was hast du im Speziellen erreicht und wieso empfindest du das so?
Corey: Ich denke, wir haben die Dinge etwas durcheinandergewirbelt, um ehrlich zu sein. Niemand sah dies voraus. Für mich als Künstler ist dies das grösste Kompliment. Entweder verstehen die Leute es ganz oder gar nicht. Das ist das Schöne daran. Sie alle scheinen über Stile zu reden. Sie sprechen nicht über die Songs. Das ist wirklich der Schlüssel für mich.
Das ist das Wichtigste. Ich schere mich einen Dreck darum neue Wege zu beschreiten, Pionier oder neue Genres zu erfinden und all den Mist. Für mich geht es um den Song. Songs zu schreiben ist unser Geschäft. Ich bin begeistert. Jede Person mit der ich spreche, jeder Fan, jeder Kritiker, jede Website, jeder Reporter, Journalist oder wer auch immer; alle haben einen Lieblingssong auf dem Album und der ist bei allen unterschiedlich. Das ist ein grosses Kompliment.
Es ist wie eine Rückkehr. Das ist alles, was ich immer machen wollte. Alle meine Lieblingsalben "Slave to the Grind", "Master of Puppets" und "Appetite for Destruction" haben keinen durchgängigen Stil.
Es hört sich nicht gleich an. Die Künstler haben sich um die Songs bemüht. Das ist, was heutzutage fehlt. Wenn man heute über die Charts spricht, dann gibt es vielleicht darunter drei "Songs". Ich denke, dass ist nicht nur der Tod der Musik, sondern von guter Popmusik. Ob es nun Metal oder irgendetwas anderes ist - wenn man alles in 3 Minuten 30 presst, dem Pop Format, ist es nur vergeudete Kunst. Die Leute bemühen sich nicht genug, das wirklich zu versuchen. Wenn sie es machen, kommt dabei so etwas seltsames wie die "Nickelback-Formel" dabei raus, was von Anfang zum Scheitern verurteilt ist.

hitparade.ch: Du hast auch gesagt, dass du aus einer persönlichen Sicht schreibst, und es dann herausbringt damit jeder es auch hören und fühlen kann und um zu sehen, ob jemand das nachempfinden kann. Ist das dein Hauptziel für dieses Album die Leute zu erreichen und emotional zu verbinden?
Corey: Ich denke, es hat sich einfach so ergeben. Viele Leute haben mich gefragt, ob es ein Konzeptalbum war, weil es eine geradlinige Geschichte zu haben scheint. Es ist aber nicht so. Die Songs wurden zu unterschiedlichen Zeiten aufgenommen. Ich schrieb die Texte zu unterschiedlichen Zeiten. Es war einfach das, was ich erlebt habe . Ehrlich gesagt war ich es, der versucht hat, Ordnung reinzubringen.
Es ist definitiv ein Kater, den man hat nach einer schlechten Ehe und den darauffolgenden Beziehungen, die man danach versucht einzugehen. Es einiges davon auf dem Album. Ich wünschte fast, dass der letzte Song auf diesem Album "Say You'll Haunt Me" wäre, weil dieser Song wirklich mehr ein Ansprache zur Lage der Nation in der heutigen Zeit ist. Er geht über meine Frau. Das ist es, wo dich die Story hinführt. Es ist als ob man sich seinen Weg durch den Dschungel schlägt und man plötzlich vor einer Lichtung steht mit Sonnenlicht und so weiter. Es ist fast so, als ob man sein Leben wiederfindet.

hitparade.ch: Dieses Album ist das einzige Stone Sour Album, das keinen Warnhinweis für Eltern enthält. War das etwas, was du absichtlich gemacht hast, oder war das rein zufällig.
Corey: Das ist wirklich eigenartig, da ich auf dem ganzen Album fluche. Ich habe keine Ahnung, weshalb das so ist. Um ehrlich zu sein, als ich "Vol. 3" mit Slipknot gemacht habe, war es das einzige Mal, dass ich … Viele Leute haben sich weiter über die Sprache auf allen Alben beschwert und sagten "Er kann keine Songs schreiben ohne die ganze Zeit zu fluchen"…
Es gibt kein Schimpfwort der sieben Tabuwörter auf dem Album, die man sowieso am nicht im Fernsehen sagen kann.
Das war das einzige Mal, dass ich gesagt habe "Weisst du was? Ich werde nicht fluchen. Ich werden kein einziges Schimpfwort mehr benutzen und wir werden sehen was passiert. Deshalb mussten sie es im Wal-Mart und Target Geschäften verkaufen. Damit habe ich mir von jedem in der gesamten Industrie eine Standpauke eingehandelt.

hitparade.ch: Du sagst du wolltest dein Leben lang ein Buch schreiben, und im März nächsten Jahres wird das Realität mit der Veröffentlichung deines Buchs mit dem Titel "Seven Deadly Sins". Was sind einige der Highlights darin?
Corey: Oh wow, können wir einiges davon weglassen? Ich erzähle die "Deckenventilator"-Geschichte ziemlich am Anfang. Die Fans wissen, was ich damit meine, es betrifft eine Party, einen flotten Dreier und ein sehr schlechte Entscheidung meinerseits. Sagen wir mal so. Am meisten stolz bin ich auf die Tatsache, dass es brutal ehrlich ist. Das einzige Mal wo ich mich wirklich selber zensiere, ist wenn ich über bestimmte Leute schreibe und ich deren Namen ändere um entweder mich oder sie zu schützen. Ich verschweige nichts. Ich habe mir Mühe gegeben und habe es meiner Frau zum Lesen gegeben, weil ich wusste, dass es brutal sein könnte. Es gibt einige ernste Sachen darin. Ich habe es nicht geschrieben um bei Oprah Winfrey Punkte dafür zu bekommen. Ich habe es geschrieben um meine Ansichten darzulegen und zu sagen "Schaut her, diese Dinge sind mir passiert. Das ist, was ich getan habe, und das ist, was mir wiederfahren ist. Ich bin heil rausgekommen". Am Ende des Tages zählt es wer ich bin.
Alles was ich jetzt mache, zielt darauf ab, ein besserer Mensch zu sein. Wie kann ich mit den sogenannten Sünden umgehen, Dinge die man nicht wegwaschen kann, Dinge die wie Narben
für die Seele sind? Einige Leute verstehen das nicht und sagen nur, dass ich versuche Aufmerksamkeit zu erhaschen, aber ich sage nur "Mann, lies das Buch." Ich muss gar dazu sagen, lest einfach das Buch.

hitparade.ch: Jetzt wo das Buch fertig ist, wie unterscheidet sich das fertige Produkt von dem was du dir ursprünglich vorgestellt hast?
Corey: Klar, als ich Bücher las, habe ich davon geträumt, der nächste Stephen King oder Piers Anthony zu sein. Um ehrlich zu sein, neben der Hand voll von Romanen die ich gelesen habe, bin ich mehr an Tatsachen interessiert. Das ist mehr auf der Linie von Hunter S. Thompson.
Es fast so wie etwas herausspucken.
Ich habe herausgefunden, dass die Realität sehr viel lustiger ist als jede erfundene Geschichte, besonders wenn du sie erlebt hast. Du kannst dich erinnern und sagen "Oh, ich kann das auf eine lustige Art schreiben." Ich will nicht so sein wie J.K. Rowling oder so, aber ich hoffe, die Leute mögen das Buch. Wenn das so ist, bietet sich mir die Gelegenheit ein weiteres zu schreiben. Ich denke bereits an weitere Bücher, die ich schreiben könnte. Das Tolle an diesem Buch ist, dass nicht alles erzählt wird. Es ist ein Haufen von Geschichten, aber vieles davon sind Meinungen. Vieles davon sind Vermutungen oder meine Ansicht über bestimmtes Verhalten.
Es ist keine Autobiographie. Jeder dachte, ich schreibe eine, aber ich wollte nur ein paar Geschichten erzählen. Man muss ein paar Geschichten für sich behalten, um später mehr zu schreiben. Ich möchte nicht alles im ersten Buch erzählen. Gedanken sind flüchtig aber manchmal kann man sie nicht zu Ende denken, aber wenn man sie niederschreibt, sind sie in Stein gemeisselt. Das ist dann ein Statement. Wenn man das nochmals liest, kann man es sogar besser verarbeiten und weiterentwickeln. Es gibt immer noch eine Menge Dinge, die durcheinander sind, und viel aufgestaute Wut. Ich versuche mein Bestes damit umzugehen und mich nicht davon fertigmachen zu lassen. Es niederzuschrieben hat mir sehr geholfen.

hitparade.ch: Wird es irgendwann ein weiteres Slipknot Album geben nach deiner Stone Sour Tournee nach dem tragischen Tod vom Paul Gray?
Corey: Um ehrlich zu sein, weiss ich es nicht. Einige der Jungs und ich haben über Shows gesprochen, aber ich weiss nicht, ob ich noch ein Album mache ohne Paul. Es ist nicht gegen die Jungs. Es ist einfach, dass ich nicht weiss, wie ich mich fühlen werde. Paul hatte den grössten Anteil am Sound. Jeder ist so schnell dabei, Joey, oder Clown oder mir das zuzutrauen, aber es war Paul, der das Herz und die Seele der Musik war.
Er und Clown haben die Band gegründet. Er war die treibende Kraft. Es gibt einen Grund, wieso es so kompliziert und aufwändig ist, aber dennoch so einfach. Er hatte einfach eine Gabe und diese Gabe… ich weiss nicht … Wenn wir es gemacht hätten, wüsste ich nicht, ob es wie ein Slipknot Album klingen würde. Man sollte nie nie sagen. Der beste Weg ist, Gott zum Lachen zu bringen, seine Pläne auszusprechen. Ich weiss wo mein Herz und wo mein Kopf im Moment sind. Kann ich uns Konzerte spielen sehen? "Ja," Sehe ich mich ein neues Slipknot Album zu machen? "Nein, im Moment nicht".

hitparade.ch: Du hast deine aktuelle Tournee fast beendet. Gibt es etwas für den Rest deiner Tour auf du dich speziell freust?
Corey: Ich freue mich auf mein Haus. Ich bin diesmal ziemlich müde vom unterwegs sein. Ich bin nicht sicher, ob es das Alter ist oder die Tatsache, dass ich das jetzt schon seit 12 Jahren mache. Seit es begann, kam ziemlich viel aufeinander. Ich habe mir selber selten eine Verschnaufpause gegönnt. Selbst als ich gestern einen Tag frei hatte, habe ich gearbeitet um Demos aufzunehmen. Ich bin schon ein Idiot. Ich bin auch ein Masochist und liebe es zu arbeiten. Ich muss mir mal eine Auszeit gönnen.
Wie gesagt, war die Tour umwerfend. Nicht nur die Headline Tour, die wir in Grossbritannien zusammen mit Avenged Sevenfold hatte, sondern auch all die darauffolgenden Shows waren fantastisch. Die Fans waren erstaunlich. Die Reaktion auf das Album war mehr als ich mir je vorstellen konnte. Es gab einen Punkt, kurz bevor wir "Audio Secrecy" veröffentlicht haben, an dem ich wirklich gefragt habe, ob jemand das Album versteht. Man hat immer das Risiko, dass es nach hinten losgeht. Die Reaktionen waren grossartig. Jede Nacht haben sie lauter und lauter mitgesungen. Das ist wichtiger als all die Goldalben oder irgendetwas anderes. Wenn du auf der Bühne bist und jeder singt die Liedtexte mit, dann ist das alles worum es geht.