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Interview mit Milow

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Milow ist wieder da!

Der erfolgreiche belgische Sänger Milow hat mit seiner Musik die Herzen der Menschen im Sturm erobert. Seine Coverversion von "Ayo Technology" brachte ihm europaweit Erfolge ein und sein Song "You Don't Know" kennt mittlerweile jedes Kind. Bereits während der Tour im letzten Jahr hat der ehrgeizige Belgier angefangen, an neuen Songs zu arbeiten. Herausgekommen ist ein fantastisches und sehr persönliches Album mit dem Titel "North And South", das am Freitag, 1. April 2011 in den Plattenläden stehen wird. Die erste Single "You And Me (In My Pocket)" ist schon jetzt ein Ohrwurm! Wir haben Milow in Zürich zum Interview getroffen.


hitparade.ch: Dein Album erscheint am 1. April. Bist Du nervös?
Milow: Nicht wirklich nervös! Aber ich habe unglaublich hart an diesem Album gearbeitet. Ich habe im letzten Jahr jeden Tag an diesen Songs geschrieben, auch, als ich auf Tour war. Und immer, wenn ich mal für einige Tage nach Hause gehen konnte, habe ich Aufnahmen gemacht. Es war eine sehr lange Zeit und ich bin jetzt bereit, das Album herauszubringen. Bis zu diesem Augenblick war das Album nur für mich selbst, doch sobald es in die Läden kommt, ist es für Alle da. Ich werde Reaktionen darauf bekommen und live spielen. Ich bin nicht nervös, sondern ich freue mich sehr und bin aufgeregt.

hitparade.ch: Deine erste Single "You And Me (In My Pocket)" ist ein lustiges Liebeslied. Hast Du den Song für eine bestimmte Person geschrieben?
Ja, da muss ich jetzt ehrlich sein: Ich habe ihn definitiv für eine ganz bestimmte Frau geschrieben. Für mich als Songwriter ist es wichtig, dass ich Songs über Dinge schreibe, die mich auch wirklich beschäftigen. Ich schrieb diesen Song in einer Zeit, in der ich Jemanden sehr vermisst habe. Es war eine Zeit, in der ich oft weg war und viel an sie gedacht habe, also kamen Zeilen heraus wie: "Ich wünschte, Du wärst so klein, dass ich Dich in meine Tasche packen und überall hin mitnehmen könnte". Das ist die Geschichte dieses Songs.

hitparade.ch: Hast Du der Frau gesagt, dass der Song für sie ist?
Milow: Ja, ich habe ihn ihr vorgespielt. Ich habe sie damit zum Lachen gebracht, das war genau das, was ich wollte. Ich wollte einen Song schreiben, bei dem die Leute schmunzeln können. Humor und Liebe sind ganz nahe miteinander verknüpft, denke ich. Als ich den Song im letzten Jahr ab und zu live ausprobiert habe, wurde er auch zu einem Song zwischen mir und dem Publikum. Klar, ich kann nicht das ganze Publikum in meine Tasche packen, doch der Song führte einige Male zu speziellen Momenten an Konzerten. Ich habe den Leuten erklärt, dass ich einen neuen Song geschrieben habe und startete dann mit den doch eher ungewöhnlichen Zeilen "Ich wünschte mir, Du würdest speziell riechen, ich wünschte mir, Du wärst dick…". Das war immer ungewöhnlich und lustig und führte zu Schmunzlern. Ich bin total glücklich mit diesem Song und nun ist genau dieser Song die erste Single geworden.

hitparade.ch: Steckt also hinter jedem Deiner Songs eine persönliche Geschichte?
Milow: "North and South" ist das zweite Album in Mitteleuropa und das dritte Album in Belgien. Alle Songs, die ich jemals aufgenommen habe, haben eine persönliche Geschichte. Das ist Musik, wie ich sie mache. Ich weiss wirklich nicht, wie ich einen Song schreiben könnte, der mir nichts bedeutet. Ich glaube, ich könnte es nicht. Ich könnte es vielleicht, wenn ich wollte, aber dann könnte ich nicht mit voller Seele eine solche Aufnahme machen. Wenn ich selber nichts dabei fühle, wie soll denn jemand Anderes etwas fühlen, wenn er den Song hört? Dieses Album ist das Persönlichste bisher. Die anderen Alben waren zwar auch persönlich, aber der grösste Unterschied zwischen dieser Platte und den anderen Alben ist, dass ich früher die persönlichen Geschichten mehr versucht hatte zu verstecken, beispielsweise hinter Metaphern. Die Songs waren für mich selber sehr persönlich, für den Zuhörer aber weniger. Dieses Mal habe ich versucht, noch ehrlicher und direkter zu sein. Manchmal sind sie lustige Geschichten, manchmal sind sie traurig. Manchmal fiel mir das Schreiben schwer. Doch ich brauche einfach diese Verbindung zu meinem eigenen Leben, auch wenn ich nicht nur über mich selbst schreiben möchte. Ich brauche einfach einen Ansatz, auf dem ich einen Song aufbauen kann.

hitparade.ch: Ja, traurig sind sie tatsächlich oft. Bist Du ein melancholischer Mensch?
Milow: Ja, ich denke, das war ich immer schon. Das war immer mein Weg, mich auszudrücken: Mit Musik. Ich habe lange Zeit nach meinem eigenen Sound gesucht. Weisst Du, ich denke nicht mehr so richtig darüber nach, es ist einfach die Art, wie ich singe und Songs schreibe. Das Album hat melancholische Momente, es hat aber auch viele glückliche Songs dabei. Ich habe versucht, viel Sonnenschein in dieses Album zu packen. Die meisten Songs wurden im letzten Sommer geschrieben und aufgenommen. Ich hoffe, nein, ich denke, dass dies nicht ein Album ist, das Du Dir anhörst und danach aus dem Fenster springen willst (lacht). Auch wenn es traurige Momente darauf hat. Ich habe viel Hoffnung und viele Farben hineingebracht.

hitparade.ch: Wie schreibst Du Deine Songs? Wachst Du mitten in der Nacht auf und musst aufstehen, um die Idee aufzuschreiben? Oder schreibst Du Songs zeitlich geplant?
Milow: Wenn ich auswählen soll, dann wäre es doch eher die erste Variante. Man muss sich aber selbst öffnen, um Inspiration zu erhalten, damit man Songs schreiben kann. Ich sage dann zu mir selber: "Also, in den nächsten Monaten möchte ich neue Songs schreiben." Dann fange ich an, Ideen zu sammeln. Ich beobachte die Dinge aufmerksamer, schreibe Sachen auf, sammle Melodien… Sobald ich in diesem Prozess stecke, geht alles viel schneller. Es gibt keinen typischen Weg, wie ich Songs schreibe. Diesmal war es sogar so, dass ich bereits während der Tour mit dem Songschreiben angefangen habe. Das war neu und eigentlich überhaupt nicht mein Plan, ich wollte warten, bis ein wenig Ruhe einkehrt, ich wollte erstmal richtig Ferien machen. Doch dazu kam es nie, ich habe sofort mit dem Songschreiben angefangen. Mitten während den Konzerten! Jetzt bin ich froh, dass es so gelaufen ist, denn ich habe in dem Moment Songs geschrieben, als ich inspiriert war. Hätte ich gewartet, wäre ich irgendwann vor diesem leeren Blatt Papier gestanden und hätte langsam den Druck verspürt, dass ich Song schreiben "sollte". Die Songs sind entstanden, als ich bereit dafür war. Ich konnte die Musik so schreiben, wie es in dem Moment richtig war, weit weg von Druck und Erwartungen.

hitparade.ch: Ich habe gehört, das Cover der CD sei keine Photoshop-Kunst, sondern ein richtiges, existentes Kunstwerk, das fotografiert worden ist?
Milow: Ja, es ist eine richtige Installation von etwa einem Meter Durchmesser. Serge Haldimann hat das Ding zusammengesetzt und aufgebaut, er macht seit 5 Jahren Artwork für mich. Er hat total detailgetreu gearbeitet, total viel herumgebastelt und all diese kleinen Lichter angebracht. Am Ende haben wir das Ganze fotografiert. Nichts davon sind Effekte oder Photoshop, es sieht genauso aus, wie es auch in Wirklichkeit aussieht. Ich glaube total an Kunst in der Kunst. Übrigens ist auch die Rückseite des Albums eine solche Konstruktion. Jeder Buchstabe ist handgefertigt. Alles, was man sieht, ist echt.

hitparade.ch: Wo ist denn dieses Kunstwerk zu finden?
Milow: Es ist nicht bei mir zuhause (lacht). Ich glaube, Serge hat es in seiner Wohnung. Es gibt ja nur eins davon, ich weiss nicht, was wir damit machen… Wenn ich sterbe, können wir es in ein Milow-Museum stellen (lacht).

hitparade.ch: Du bist sehr aktiv auf Facebook und lässt Deine Fans an Deinem Leben teilhaben. Dir ist der Kontakt zu den Menschen sehr wichtig, nicht wahr?
Milow: Ich hatte nie das Gefühl, ich müsse das machen. Ich bin mit dem Computer aufgewachsen und wann immer solche Plattformen entstanden sind, habe ich sie genutzt. Von daher ist es für mich total natürlich, dass ich das mache. Ich mag es sehr, all diese Kommentare zu lesen und auch mal in Dialoge zu treten. Ich erzähle den Leuten einfach, was ich so tue, stelle mal ein Interview 'rein, manchmal erzähle ich lustige, kleine Anekdoten oder ich poste Schnappschüsse aus meinem Alltag. Ich mag das total! Ich möchte nicht so viel Distanz haben zwischen mir und den Menschen, die meine Musik mögen. Ich spiele keine künstliche Rolle, weder in meinen Songs, noch auf der Bühne. Ich versuche einfach, mich selbst zu sein. Darum fühlt es sich für mich total natürlich an, so zu kommunizieren. Zudem ist es kein grosser Aufwand. Ich mache das so zwischendurch, in der Nacht oder am Morgen, bevor mein Tag beginnt. Menschen wie ich brauchen Feedback! Wir schreiben nicht nur Songs, wir machen Aufnahmen und bringen sie auf den Markt, das heisst, wir brauchen Rückmeldungen. Auch mir geht es so, ich mache Songs für mich selbst, aber auch für Andere. Dies ist der Grund, warum ich gerne Feedbacks bekomme. Momentan klappt das wunderbar über Facebook, vielleicht wird es in fünf Jahren eine andere Seite sein. Ich mag es einfach, in Kontakt zu den Menschen zu stehen. Das ist toll!

hitparade.ch: Du schaffst es, grosse Hallen zu füllen, spielst aber ab und zu auch in kleinen, verrauchten Clubs. Deine Musik ist ja sehr intim. Bevorzugst Du die kleineren Locations oder zieht es Dich auf die grosse Bühne?
Milow: Das ist eine schwierige Frage! Ich bin froh, dass ich Beides machen kann! Ich starte meist mit einer Clubtour und danach folgen grosse Festivals und Open Airs. Man kann die beiden Bühnen eigentlich nicht miteinander vergleichen. Es ist toll, Beides erleben zu dürfen. Am Ende einer längeren Clubtour freue ich mich immer sehr auf den Sommer, wenn die grossen Festivals anstehen, und nach einer langen Festivalphase kann ich es kaum erwarten, wieder in den kleinen, intimen Clubs aufzutreten.

hitparade.ch: Seid Ihr live noch immer die gleiche Formation? Oder gibt es Veränderungen innerhalb der Band?
Milow: Es gibt kleine Veränderungen, aber der Haupt-Cast ist noch da. Nina ist noch immer Backgroundsängerin und Tom ist auch noch an der Gitarre. Eine Person der Band ist nicht mehr dabei, Nina wird nun also auch Keyboard spielen. Abgesehen von einer Person weniger ist es also eigentlich noch immer dasselbe. Wir tun das, was wir am liebsten tun: Live spielen. Da werden Songs dabeisein, die live ganz anders klingen werden als auf dem Album. Ich kann es kaum erwarten, endlich auf Tour zu gehen, ich freue mich unheimlich darauf! Es wird so toll, alle diese neuen Songs auf der Bühne zu spielen.

hitparade.ch: Welches war Dein schönster Moment, seit Du berühmt bist?
Milow: Es gab in der Schweiz einen unglaublich tollen Moment. Ich war für einen Auftritt hier und wir kamen schon einen Tag früher, damit wir noch Skifahren gehen konnten. Der Organisator mietete dann zwei Helikopter und brachte uns zum Matterhorn! Das war eine tolle Überraschung und ein unglaubliches Erlebnis! Diese Leute haben das für uns organisiert, das war klasse! Solche Dinge passieren auf einmal. Es passieren auch eher negativere Dinge, denn unser Tourbus ging im Juli 2009 eines Nachts in Flammen auf, als wir auf dem Weg zu einem Konzert waren. Wir mussten mitten in der Nacht aus dem Bus rennen und das Ding brannte total aus. Es passieren viele seltsame Dinge. Aber all diese Dinge passieren so schnell, man hat kaum Zeit, darüber nachzudenken. Teilweise ist es unglaublich.

hitparade.ch: Gab es denn auch mal einen ganz speziellen Moment, bei dem Du fast ausgeflippt bist und den Du niemals vergessen wirst?
Milow: Warst Du am Gurtenfestival? Das war so ein Moment! Das war kaum zu fassen! Auch das erste Mal, als ich in Zürich im Kaufleuten gespielt habe, war sehr besonders. Sowieso, alle diese "ersten" Konzerte sind unvergesslich: Das erste Mal in Amsterdam, das erste Mal in Zürich, Paris, Madrid, Montreal... Das war magisch für mich! Du fühlst regelrecht, dass die Leute auf Dich gewartet haben! Diese ersten Male erlebst Du logischerweise nur einmal. Das waren unvergessliche Nächte. Das ist auch der Grund, warum ich mich so sehr darauf freue, die neuen Songs zu spielen. Das wird ein ähnliches Gefühl sein.

hitparade.ch: Was ist in Deiner Playlist auf dem iPod momentan an erster Stelle?
Milow: Momentan höre ich mir sehr oft das neue Album von Selah Sue an. Sie ist eine belgische Künstlerin und eine gute Freundin. Am Anfang meiner Karriere tourten wir gemeinsam für etwa 50 Konzerte herum. Nun hat sie ein unglaublich gutes Album gemacht, an dem sie mehrere Jahre lang gearbeitet hatte. Ich höre mir immer wieder gerne gute Musik an und entdecke gerne neue Sachen.

hitparade.ch: Jetzt tourt Ihr durch Europa. Sind auch andere Kontinente geplant?
Milow: Da sind Hoffnungen und Träume, was andere Kontinente angeht. Momentan sind wir in Mitteleuropa und in Kanada bekannt. Im Jahr 2011 möchte ich mich auf diese Länder konzentrieren. Am 6. Mai werde ich in Zürich spielen und im Sommer werde ich an einigen Festivals zu hören sein. Ich hoffe, dass es dann im Herbst noch einige Konzerte in der Schweiz geben wird. Und für das Jahr 2012 erhoffe ich mir, dass ich auch ausserhalb von Europa mal spielen kann. Ich halte immer Ausschau nach neuen Chancen! Und in einem ganz neuen Gebiet spielen zu dürfen, wäre eine riesige Chance! Ich versuche, an so vielen Orten wie möglich zu spielen, denn das macht mir einfach soviel Spass!
Interview durchgeführt: Bettina Siegwart
Redaktion: Bettina Siegwart