Home | Impressum | Kontakt
Login

Interview mit Kim Wilde

Get the Flash Player to see this player.

Popstar mit 20. Neustart mit 30. Landschaftsgärtnerin, Autorin, Moderatorin und zweifache Mutter mit 40. Comeback mit 50. Kim Wilde ist nicht nur eine der erfolgreichsten britischen Musikerinnen überhaupt, sondern vor allem eine multitalentierte und starke Frau. Seit ihrem Comeback konzentriert Kim Wilde sich sogar noch mehr auf die Liveauftritte mit ihrer eingeschworenen Band und integriert oft Coverversionen in ihr Programm. Die euphorischen Reaktionen bewegen sie schliesslich dazu, damit ein ganzes Album zu füllen: "Snapshots" ist ab sofort erhältlich. Wir haben sie zum Interview getroffen.

hitparade.ch: Du wirst in ein paar Wochen am Rewind-Festival in Henley (England) auftreten. Wie ist das für dich, mit Künstlern aufzutreten, die du schon seit Anfang deiner Karriere kennst?
Kim Wilde: Das wird lustig, ich freue mich, Alle wieder zu sehen. Das sind alles so liebe Leute, ich habe all ihre Platten in meiner Vinyl Sammlung. Es ist schon komisch, mit ihnen aufzutreten, doch ich habe mich gut mit ihnen befreundet. Carol Decker und Nik Kershaw sind sehr gute Freunde von mir.

hitparade.ch: Dein neues Album "Snapshots" ist eine Sammlung von Covers aus einigen Jahrzehnten. Sind das deine Lieblingslieder dieser Zeit, oder was hat dich bewegt, zu covern?
Kim Wilde: Ich wollte eine ganze Kollektion von Liedern, die ich schon aus meinen frühesten Jahren kenne. Der erste Song, der "Anyone Who Had A Heart" heisst, ist von 1964. Es gibt da einige Songs, von jedem der fünf Jahrzehnten bis zum neusten Song von den Sugababes. Ich musste positive Gefühle für die Songs haben. Ich habe eine Liste gemacht und gegrübelt. YouTube war mir auch eine grosse Hilfe, um meine Erinnerungen aufzufrischen, was ich dabei haben möchte. Ich habe auch ein paar Feedbacks von Freunden und Fans bekommen auf Twitter. Es war ein sehr intensiver Prozess, wir hatten nicht viel Zeit, die Songs auszuwählen, da wir sie auch noch aufnehmen mussten. Der Grund dafür war, weil die Plattenfirma wollte, dass das Album am 26. August 'rauskommt, daher hatte ich nur etwa 3-4 Monate Zeit für alles. Ich mag es irgendwie, einen Zeitdruck zu haben. Ich habe mich mit meiner ganzen Energie auf die Songs konzentriert, und es ist etwas Gutes daraus entstanden.

hitparade.ch: Wie du vorher schon erwähnt hast, bist auch du Twitter beigetreten. Wie gehst du mit diesem neuen Medium um?
Kim Wilde: Ja, ich habe es seit dem letzten April. Meine Plattenfirma fragte, ob ich da beitreten möchte. Sie dachten, ich solle mich da auch integrieren. Zuerst war ich ein bisschen skeptisch, da ich auch kein Facebook habe. Jedoch gefällt es mir jetzt, ich poste Bilder oder sage, was ich gerade mache. Es ist irgendwie toll, Feedback von Fremden zu bekommen, die ich noch nie getroffen habe. Es ist wirklich interessant, aber man muss auch tüchtig sein. Die Leute sagen dir genau, was sie denken, und es ist nicht immer schön.

hitparade.ch: Bei deinen letzten Alben waren immer ein paar Familenmitglieder in deiner Musik integriert. War das bei "Snapshots" auch so?
Kim Wilde: Ja, bei ein paar Songs schon. Zum Beispiel ein Song, den ich mit meinem Mann gemacht habe, ein paar andere Songs mit meinem Bruder Rickie Wilde, und meine Nichte ist Background Sängerin im ganzen Album, das wär's so in etwa (lacht).

hitparade.ch: Deine Nichte und dein Bruder schrieben zusammen einen Song wegen den Randalen, er heisst "London Is Dead". Was denkst du über diesen Song?
Kim Wilde: Ich habe ihn nur ein paar Mal gehört. Es war interessant für mich, ihre Worte und ihre Eindrücke über die Geschehnisse zu erfahren. Da sie anfangs 20 ist, ist ihre Sicht recht unterschiedlich zu meiner. Ich konnte viel Angst und Schmerz im Song fühlen, der Titel ist auch sehr unverblümt. Ich dachte nur: "Wenn ich dich wäre, dann hätte ich gedacht, dass London wirklich tot ist an diesem Tag!" Ich denke, wenn du 21 bist, dann fühlt sich das vielleicht wirklich so an, als ob die Welt manchmal zusammenfällt für ein paar Tage.

hitparade.ch: Haben dich und deine Familie die Randalen betroffen?
Kim Wilde: Ja, ich habe mit meiner Schwester Roxanne in dieser Nacht telefoniert, da ich es in den News sah. Ealing wurde schwer getroffen, und sie war in ihrer Wohnung eingesperrt. Sie sagte mir aber, dass alles okay ist und ich mir keine Sorgen machen muss. Später flogen Helikopter herum und es gab Feuer in ihrer Strasse. Sie musste sich selbst einsperren, da sie Angst hatte, die Hooligans würden einbrechen. Wir hatten uns SMS geschickt bis 2:30 Uhr morgens. Am nächsten Tag kam sie dann zu uns, jetzt ist sie zu Hause, es war erschreckend.

hitparade.ch: Du singst "Kooks" mit deinem Mann zusammen. Musstest du ihn überreden, um mit dir zu singen oder wollte er das schon immer mal machen?
Kim Wilde: Er mochte die Idee, er ist ja selbst Sänger und Schauspieler. Als ich ihn fragte, hat mir sein grosses Lächeln im Gesicht schon verraten, dass er es gerne machen würde. Pop Musik ist zwar nicht so sein Ding, obwohl er derjenige war, der mir von "The Killers" schwärmte. Doch langsam gewöhnt er sich an gute Pop Musik, obwohl er mehr Theater und Klassisch mag. Ich bin der Pop Junkie in der Familie.

hitparade.ch: Auf dem Demo gibt es ein abruptes Ende, wo du sagst: "That's That’s your lot mate". Was bedeutet das?
Kim Wilde: Das ist lustig. Als Rickie es produziert hat, wollte er, dass ich es immer wieder singe, bis ich mal "Nein" sagte. "That's your lot mate!", ich wollte nicht mehr weiter singen.

hitparade.ch: Du bist seit 1996 verheiratet, was eigentlich sehr lange ist für ein öffentliches Paar. Was macht eure Beziehung so speziell und stark?
Kim Wilde: Als wir uns kennengelernt haben, haben wir auch schnell nach 6 Monaten schon geheiratet. Es was sehr speziell und intensiv, es ist nicht eines der "Ich mag dich"-Sachen. Es war, als ob wir uns vorher schon gekannt haben und wir fühlten, dass es unser Schicksal ist, dass wir uns getroffen haben. Die Kinder kamen kurz danach. Kinder können auch sehr ruhestörend sein, es war nicht immer einfach. Doch im Allgemeinen ist alles sehr speziell. Jedoch können auch die schönen Dinge mal richtig schlecht ausfallen, es ist wie eine Achterbahn, wenn du mit jemandem zusammen lebst. Auch wenn du nur einen Freund bei dir hast für eine Weile, mit der Zeit kann man sich schon wegen kleinen Dingen keifen, doch das ist normal. Wenn man sich wirklich liebt, kann man auch die schweren Zeiten überstehen.

hitparade.ch: Vor mehr als einem Jahr ist dein erstes Album nach Langem erschienen. War der Prozess, so wie du es dir vorgestellt hast, und hat es dir auch neue Motivation gegeben, weiter zu machen?
Kim Wilde: Ja, auf jeden Fall! Was mich mehr als je zuvor motiviert hat, war die Live Arbeit. Ich habe eine wirklich gute Band. Wir haben bei so vielen Festivals gespielt in den letzten 5 Jahren, es wird besser und besser. Das Publikum ist grossartig. Es ist ein wirklich gutes, gebildetes Publikum, das mich anders sieht, als sie mich früher gesehen haben. Sie wissen, wenn sie an einem Konzert erscheinen, werden sie fantastische Musik hören, eine grossartige Auswahl von Songs von jemanden vorgetragen, der das auch singen kann und auch ein wenig über Performance Bescheid weiss. Das sind Sachen, die ich zu Beginn meiner Karriere noch nicht so gut konnte, aber je älter ich wurde, umso besser wurde es.

hitparade.ch: Hast du schon angefangen, an weiteren eigenen Songs zu arbeiten, nach dieser Veröffentlichung mit Cover-Songs?
Kim Wilde: Noch nicht. Ich würde gerne, da ich momentan sehr inspiriert bin. Ich bin jetzt momentan mit diesem Covers Album beschäftigt und möchte es auch live performen. Die nächsten Shows fangen bereits nächsten Monat an. Die Cover Songs werden auf jeden Fall die Live-Show erweitern, das macht es frisch.

hitparade.ch: Mit so vielen Hits, die du schon gehabt hast, kann ich mir vorstellen, dass du eine grosse Auswahl an Abwechslung bringst.
Kim Wilde: Ja, das tut es wirklich! Wenn du Pop Musik magst, dann könnte ich nicht verstehen, warum du es nicht mögen würdest. Im März starten wir die Tour hier in Zürich! (lacht)

hitparade.ch: Was wolltest du mit dem Titel "Snapshots" aussagen?
Kim Wilde: Ich war bei meinem Vater an seinem 72. Geburtstag. Ich habe ein Foto-Album zusammengestellt für ihn, die ganze Familie kommt im Album vor. Jeder von uns in der Familie schrieb auch noch einen Brief dazu. Diese Dinge werden meistens erst gemacht, sobald jemand im Sterben liegt, doch ich wollte es jetzt machen. Wir hatten sehr lustige Bilder und Geschichten, die wir teilten, das Zusammenzustellen dauerte ein paar Monate. Meine Mutter fragte mich damals, ob ich das machen will. Ich weiss noch, wie ich gedacht habe: "Dies wird eine Ewigkeit dauern und es wird ein Albtraum sein". So war es auch, doch wenn man am Schluss das Ergebnis sieht, ist man zufrieden und erfreut, es sieht sehr schön aus. Ich habe mit Rickie über die "Snapshots", die wir für Vater machten, geredet. Als wir über das neue Album sprachen, fragte er: "Warum nennst du dein neues Album nicht 'Snapshots' und sammelst alle Bilder zusammen von der Karriere?". Es war also Rickie Wilde, der diese gute Idee hatte, das Album so zu nennen. Für jeden Song, der auf dem Album zu hören ist, habe ich meine persönliche Beziehung zu dem Lied geschrieben. Ich denke, das ist ein sehr netter Teil des Albums, es wird den Leuten auch helfen zu verstehen, warum ich diesen Song ausgewählt habe.

hitparade.ch: Seit deine Mutter in einer Mädchengruppe spielte, wolltest du das auch immer, das war auch der Grund, warum du einen Song von den Sugababes gecovert hast. Wenn du drei Künstler auswählen würdest für eine Girlgroup, wen würdest du wählen?
Kim Wilde: Wow! Hmmm, ich würde Jessie J. wählen, ich liebe sie. Sie ist eine der talentiertesten Sängerinnen, die Grossbritannien hat. Sie schreibt sehr gute Songs und nimmt sich selber nicht zu ernst. Sie könnte das dunkelhaarige Mädchen sein und ich die Blonde. Jetzt brauchten wir nur noch einen Rotschopf. Warum nehme ich nicht einfach meine gute Freundin Carol Decker, das wäre lustig, sie hat eine sehr gute Stimme. Sie ist brilliant!
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Kurt Kovac, Sonja Eberhard