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Interview mit Marlon Roudette

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Marlon Roudette kennt man aus der Band 'Mattafix'. Mit dem Hit 'Big City Life' hat er es nach oben geschafft. Mittlerweile ist Marlon solo unterwegs mit der aktuellen Platte 'Matter Fixed'. Wir haben Marlon zum Interview getroffen und über seine Vergangenheit und seine aktuelle CD gesprochen.

hitparade.ch: Du hast die Schweiz schon oft besucht. Wie kommt es, dass man dich so oft in der Schweiz antrifft?
Marlon: Ja, ich liebe es hier. Als ich das erste Mal in die Schweiz gekommen bin, hatte ich eine schlimme Magenverstimmung und war krank. Ich habe einen Zug durch die Berge genommen, es ging von Marseille nach Genf. Als ich hierher kam, habe ich gemerkt, dass die Magenprobleme weniger wurden. Wir gingen hoch zu den Bergen, es war Herbst. Wir gingen höher und höher und da gab es diesen wunderschönen See mit den Bergen, die reflektierten. Ich hab nur dagesessen und gedacht: "Wow, das ist bezaubernd!" Es hat mich einfach daran erinnert, dass ich mehr Verbindung zu der Natur brauche, wenn ich Zeit habe. So befreit man die Seele. Nach dem Konzert hat mir der Promoter gesagt, ich solle snowboarden gehen und er würde mir einen Snowboard-Lehrer bezahlen. Also hat er mich einer der schönsten und besten Snowboard-Lehrerinnen vorgestellt, sie war so süss. Ich war die ganze Woche da! Ich liebe die Schweiz und ich komme jedes Jahr hierher zurück, auch wenn ich nicht am Touren bin.

hitparade.ch: Dein aktuelles Album 'Matter Fixed' steht in den Läden. Welcher Song ist dein Favorit?
Marlon: Es ändert sich von Tag zu Tag. Für eine Weile war es "The Loss", weil ich den Song für meine Grossmutter geschrieben habe, die gestorben ist. Sie war eine wichtige Persönlichkeit für mich. Sie war blind, seit sie fünf Jahre alt war. Sie war sehr inspirierend. Auch eines meiner Lieblings-Songs ist "Storyline". Ich denke, es ist ein guter Opening Song für das Album. Es ist auch eine sehr tiefe Produktion im Song. Ich habe den Song in Los Angeles geschrieben und produziert mit einem Typ namens Brian West. Er hat viele Künstler produziert. Wenn man zu ihm nach Hause geht, sieht man, dass er viele Old School Sachen besitzt, wie analoge Keyboards, Synthesizers, u.v.m. Ich mag wirklich Reggae Musik, besonders die früheren Sachen, als Synthesizers das erste Mal jamaikanische Musik erreichten. Typen wie Gregory Isaacs oder Produzenten wie Sly & Robbie hatten ihre Hände an diesem Synthesizer. Ich liebte die Zeit, als man gelernt und ausprobiert hat, als es völlig neu war. Wir haben es geschafft, ein paar Elemente von da hinzufügen. Im Grossen und Ganzen wechselt der Lieblings-Track. Manche Tage sind besser als die anderen.

hitparade.ch: Du hast gesagt, es sei dir wichtig, dass die Leute wissen, dass du aus der Karibik kommst. Warum ist dir das so wichtig?
Marlon: Als ein Künstler ist es wichtig, was du machst und wie deine Musik ist, weil es so viel Einfluss auf dich selber hat. Mein Umfeld zwischen 9 und 17 Jahren war die Karibik. Der Rhythmus des Ortes, die Einstellung zum Leben und auch das Wort "Mattafix" kommen aus der Karibik. Es bedeutet "gelöste Probleme". Das war für mich sehr wichtig. Der Premierminister hat meine Mutter während der Arbeit angerufen, um zu gratulieren für die Nummer 1 in Deutschland, doch eigentlich kümmern sie sich nicht um Berühmtheit und Geld. Sie sind einfach glücklich, dass es mir gut geht. Eine ganze Nation, die hinter dir steht, das ist echt wundervoll. In Allem, was ich mache, steckt Herz drin. Das Video für "New Age" hat die Flagge drin. Es ist das Paradies.

hitparade.ch: Seit der Auflösung von 'Mattafix' bist du durch viele persönliche Fragestellungen gegangen. Ist es nach Allem, was passiert ist, einfacher für dich, zu schreiben, oder denkst du, es nimmt dir die Motivation weg?
Marlon: Als Person und junger Mann hat mir das sehr weh getan. Es ist nicht einfach. Der Songschreiber und Musiker in mir hat sich die Hände gerieben und gesagt: "Das ist eine absolute Goldmine!" Ich denke, vielleicht war es absolut nötig, damit ich einen Sprung weiter machen kann, auch kreativ. Du kannst jeden Tag spielen, üben, jeden Tag singen und jeden Tag schreiben, aber um dich wieder neu zu erfinden, muss etwas Spirituelles passieren. Es war für mich eine sehr wichtige Erfahrung. Ich hab es in dieser Zeit auch gewusst. Ich habe mit meiner Mutter darüber geredet. Ich sagte ihr, ich weiss, dass es etwas Gutes haben muss, ich weiss nur nicht im Moment. Es gibt bestimmt Leute, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben, während sie meine Musik gehört haben. Musik ist ein heilender Prozess. Wenn es dir schlecht geht, wie viele Songs hast du schon gefunden, welche Musiker sprechen genau aus, wie du denkst und fühlst? Zuerst habe ich gedacht, dass dieses Album fast schon zu persönlich ist. Doch das ist es ja genau, was das Album ausmacht. So unterscheidet es sich von anderen. All meine Lieblings-Sänger haben ihre Herzen in der Musik. Auch wenn man ihre Interviews anhört, sei es Bruce Springsteen oder Carole King, James Taylor oder sonst jemand. Weisst du, was ich meine? Ich liebe diese alten Folk SängerInnen.

hitparade.ch: Ja, da stimme dir zu. Die Musik und die Stimme sind so persönlich und echt.
Marlon: Genau. Das hat sich im Gegensatz zu heute sehr verändert. Heutzutage kann man jeden stimmlichen Fehler genau korrigieren. Wir sind jedoch nicht perfekt und manchmal ein bisschen rostig, die Stimme kann auch mal absinken. Das ist okay, wir sind auch nur Menschen und genau das macht es persönlicher.

hitparade.ch: Mit einem Vater als Produzent und eine Künstlerin und Designerin als Mutter: Gab es jemals Zweifel, welche Karriere du dir vornimmst?
Marlon: Ich wusste, dass es etwas Kreatives sein muss. Das einzige Fach in der Schule, in welchem ich gut war, war Englisch. Ich liebe englische Literatur. Ich habe viele Bücher gelesen und ich habe mich in Gedichte verliebt. Wahrscheinlich hat diese Songschreiber-Seite in mir als Kind sich schon gezeigt. Ich habe mir einfach nie gedacht, dass ich mit Musik leben könnte. Das war auch nicht so, bevor ich nach London gezogen bin und angefangen habe, in den Studios zu arbeiten. Song schreiben war etwas, das mich gefunden hat. Als ich 17 Jahre alt war, bin ich manchmal aufgewacht und habe an Texten geschrieben. Ich habe nicht genau gewusst, wie ich es umsetzen soll. Ich denke, sobald man einmal anfängt, kann man nicht mehr aufhören. Solange ich mich ausdrücken kann, bin ich glücklich, es muss nicht unbedingt als Künstler sein.

hitparade.ch: Deine Musik ist immer ein Mix zwischen Falsett-Stimme und 'normaler' Stimme. Welche Stimme klingt für dich besser und wie bist du darauf gekommen, die Falsett-Stimme einzubringen?
Marlon: Ich weiss nicht, ich habe stimmlich viel ausprobiert für dieses Album. "Didn't I" zeigt eine geringere Stimme, von welcher ich nicht wusste, dass ich sie habe. "Riding Home" hat ein bisschen Rap drin und "The Loss" klingt nach Gospel Energie Stimme. Das ist so, weil die Aufnahme-Kabine nebenan gerade besetzt war. Eine schlimme Rap Gruppe von einem anderen Studio hatte sie benutzt. Der Produzent hatte gesagt: "Ok, gib mir eine grobe Idee!" Ich sagte: "Ok!" Ich hatte ein SM58, genau wie ein Konzert-Mikrofon und die Lautsprecher eingeschaltet. Diese Stimme ist aus dem Nichts gekommen. Diese Kombination im Lied, in dem es um Kummer und all dem geht, hat mir geholfen, es so zu machen, wie es nun klingt. Ich habe viel gelernt für dieses Album.

hitparade.ch: In deiner Biografie steht geschrieben, dass du schon immer in Bands warst. Jetzt, wo du alleine unterwegs bist, denkst du, dass du wieder in einer Gruppe landen könntest?
Marlon: Da gibt es keine Regeln. Es geht mir mehr um das Song schreiben und die Musik. Wann auch immer ich die Möglichkeit dazu habe, dann bin ich glücklich. Ich denke, die aktuellen Songs dieses Solo Albums sind recht verschieden, weil sie so viel Persönliches mit sich bringen. Das bringt Menschen zusammen. Ich denke, die Songwriters verdienen die Bezeichnung. Ich habe noch kein anderes Mattafix Album geschrieben. Vielleicht in ein paar Jahren, wer weiss. Ich werde sehen, wo es mich hinbringt. Ich werde momentan so weitermachen. Wenn ich das irgendwann nicht mehr will, dann versuche ich etwas Neues. Momentan geniesse ich jedoch diese Reise.
Interview durchgeführt: Kurt Kovac
Redaktion: Sonja Eberhard, Gabi Wegmüller, Kurt Kovac