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Interview mit Natacha





Nach acht durchschlagenden Alben, zwei Platin- und sieben Gold-Auszeichnungen ist es für Natacha an der Zeit, einmal zurückzublicken. Das neue "Greatest Hits"-Album mit den 16 grössten Hits und 2 neuen Songs ist soeben erschienen. Wir haben die erfolgreichste Schweizer Sängerin zu einem Interview getroffen.

hitparade.ch: Es sind 8 Studioalben erschienen, damit hast du 2x Platin und 7x Gold erreicht. Weisst du, wie viele CDs du verkauft hast?
Natacha: Viele (…lacht), ganz genau weiss ich es nicht, aber es sind viele.
hitparade.ch: Interessieren dich die Zahlen und die Hitparadenplatzierungen?
Natacha: Ja, das ist ganz klar. Ist mir in einem gesunden Masse wichtig. Wenn du eine gute Hitparadenplatzierung hast, hast du bessere Möglichkeiten deine Musik zu verbreiten, mehr Interesse von den Medien. Ich mache aber sicher nicht Musik für die Hitparade, aber sie ist wichtig. Zudem habe ich beides schon erlebt, ein Album von 0 auf 1, aber auch "Venezia", das zu Beginn niemanden interessierte. Um diese Erfahrung bin ich froh.

hitparade.ch: Anfang der 90er Jahre habe ich mit "Orlando" das erste Mal von dir gehört. Ich dachte "wow", eine Frau die Mundart singt. Bis dahin sangen unsere Frauen fast nur in Englisch wie Betty Legler oder Olivia Gray in den 80ern. War für dich von Anfang an klar, dass du Mundart singen willst, oder war Englisch auch einmal ein Thema?
Natacha: Schon mit 16 sang ich in Bands und habe immer gesagt, ich wolle Mundart singen. Die anderen Bandmitglieder aber wollten englisch singen. Dann kam mein erstes eigenes Projekt "Big Trouble With Natacha", und ich veröffentlichte meine erste Single. Ich bekam meinen ersten Fernsehauftritt mit Pepe Lienhard bei "Musik und Gäste" 1991, ich sang einen englischen Song. Kurz darauf meldete sich eine grosse Plattenfirma: ich hätte eine super Ausstrahlung und eine umwerfende Stimme, mein Englisch sei aber grottenschlecht (…lacht), das vergesse ich nie …. Sie boten mir einen Plattenvertrag an, allerdings sollte ich eben englisch singen und mich umstylen lassen. Wenn die schon soviel in mich investieren wollen, dachte ich, habe ich sicher auch mit Mundart eine Chance. Bald kaufte ich mir ein 4 Spur-Gerät, nahm die ersten Lieder mit Gitarre auf und verschickte sie. Keine drei Monate später hatte ich auch so meinen ersten Plattenvertrag.
Allerdings glaubte wirklich nur einer an den Erfolg, das war Hugo Ramseier vom Zytgloggen-Verlag. Alle anderen waren ziemlich skeptisch, was ich bis heute nicht verstehe. Mein erstes Album war dann aber ziemlich erfolgreich.

hitparade.ch: Tony Carey begleitete dich eine Zeit lang. Ist wieder mal was mit ihm geplant?
Natacha: Ja, einen der neuen Songs auf dem Album hat er geschrieben. Schon mit 13 habe ich Tony Carey Briefe geschrieben, Fanbriefe. Als dann mein erstes Album auf dem Markt war, hatte ich ein Interview in Luzern beim Radio. Plötzlich fragt der Moderator, ein unvergesslicher Moment, ob ich Tony Carey kenne, da der erste Song dieser CD, "Keini Gränze", ein Carey-Song war, den ich übersetzt hatte. Zu meiner Überraschung meinte der Moderator, Tony Carey käme gleich vorbei. Als dieser dann da war und "Keini Gränze" hörte, meinte er "Hey, that's my song", und was das für eine Sprache wäre. Tony kam zu mir und fragte lässig: "Hey Baby, what do you want?". Ich, Neuling im Business, meinte nur, dass ich ein Album mit ihm machen wolle. Alle lachten, aber wir machten dann 4 Alben zusammen und sind auch heute noch befreundet. Übrigens bin ich auch die Gotte seines kleinsten Kindes.

hitparade.ch: Du hast auf MySpace deine eigene Seite und bist mit den bekanntesten Schweizermusikinterpreten verlinkt. Welche Erfahrung hast du damit gemacht? Hat sich dein Bekanntheitsgrad im Ausland gesteigert?
Natacha: Oh, hast du das gesehen? Ich bin ganz stolz (…beginnt kurz zu singen). Lange bin ich noch nicht dabei, meine Erfahrungen beziehen sich auf eine ganz kurze Zeit. Rolf Stadelhofer (Söhne Mannheims) hat mich kürzlich via Myspace angeschrieben und ich habe auch mit anderen Musikern aus dem Ausland, mit denen ich zu mal zu tun hatte, Kontakt. Allerdings kann ich noch nicht mehr sagen, da ich erst seit einem Monat da bin. Der Kontakt unterhalb der Musiker ist aber gut vorhanden. Ich hab den Plausch.

hitparade.ch: Auf deinem neuen Album "Greatest Hits" sind alle deine Hits und zwei neue Songs zu finden. Darunter hat es auch 3 Neuaufnahmen von alten Liedern. Warum habt ihr euch nicht für die Originale entschieden?
Natacha: Du musst sie nur miteinander vergleichen. (…lacht). Seit 1995/96 hat es eine grosse Änderung in der Aufnahmetechnik gegeben. Bis dahin hat man ganz anders die Songs aufgenommen; viel breiter, mit mehr Hall, der Bass war integrierter. Heute ist das transparenter und eben auch digital. Damit der Käufer nicht traurig über die Neueinspielungen ist, haben wir die drei Lieder nicht gross verändern dürfen. Somit haben wir versucht diese sanft auszubessern, damit der Zuhörer nicht das Gefühl hat, das seien andere Lieder. Die eingefleischten Fans, die sie schon kennen, finden sie fantastisch, als ob sie live eingespielt worden wären.

hitparade.ch: Die "Greatest Hits" ist eine Zusammenfassung deines musikalischen Schaffens. Welches waren deine persönlichen Highlights, welches Rückschläge?
Natacha: Es gehört beides dazu. Ein grosser Moment war, als ich mein erstes Album machen durfte und dann Tony Carey begegnete. Ein anderer war natürlich, als ich auf der Nummer Eins stand in der Hitparade mit "Stärntaler". (..lacht) Ich weiss es noch genau. Meine Augen gingen zum Rang 40 in der Top 40 Liste, dann langsam nach oben, ich hoffte so, dass das Album neu eingestiegen wäre. Langsam bildete sich ein Knopf im Hals, als ich über die Position 20 nach oben rutschte. 18, 15, 12 … jetzt hat es wieder nicht gereicht. Die Nummer Eins habe ich gar nicht beachtet. Erst als ich enttäuscht die Liste auf den Küchentisch legte, sah ich plötzlich "Nr. 1: Natacha". Ich ging auf die Knie, weil ich das nie erwartet hatte. Gerade weil ich einige "Regeln" im Schweizer Musikbusiness unbewusst gebrochen hatte, indem ich mit internationalen Musikern arbeitete und weniger Kontakte mit dem Schweizer Netzwerk hatte. Auch die Themen die ich besang, waren neu und ungewohnt in der Schweiz.
Dann kam "Venezia" und das wollte niemand haben. Ich erlebte das zeitlich ziemlich nahe aufeinander. Aber sieben Monate später griff eine Radiostation das Duet mit Tony Carey von "Venezia" auf. Seit da läuft auch dieses Album ausgezeichnet.

hitparade.ch: "Losla" ist dein neuer Song. Hast du ihn speziell für das "Greatest Hits" Album geschrieben?
Natacha: Wir haben etwa 6 Lieder aufgenommen. Mit Daniel Platisa, meinem Produzenten, besprach ich dann, dass ich einen leichten Song mit Tony Carey haben möchte, den Refrain hatte ich schon und die Idee "Stell dir vor", sang ich ihm am Telefon vor. "Losla" wurde erst gegen Schluss zu dem was er jetzt ist, weil mich das Thema auch etwas beschäftigte. Ich höre von vielen Jungen, dass sie sich im Job neu orientieren müssen, ich erlebe das in meinem Business und in der Liebe kann es passieren, dass du loslassen musst. Ich selber hänge an vielen Dingen und habe Mühe, mich davon zu trennen. Es gab aber auch bei mir Situationen, wo ich loslassen musste. Nach diesen Entscheidungen merkte ich aber, dass es besser war. Der Song ist für mich ein Statement. Nicht nachtrauern - aber es ist nicht einfach.

hitparade.ch: Sind auch andere Lieder entstanden? Steht schon bald ein neues Album an?
Natacha: Jaja! Mir ist schon ziemlich klar, wie ich das machen will. Mit Manu, meiner Managerin, arbeite ich an einem Konzept; wir müssen es aber noch erproben. Termin dürfte Ende 2007, spätestens aber im Februar 2008 sein.

hitparade.ch: Vor zwei Jahren hast du deine Band neu zusammengestellt…
Natacha: Ich hatte lange - bis 2001 - dieselbe Band, eine Mega-Band. Doch ich wollte dann einen anderen Weg gehen, jedoch nicht gleich wieder eine definitive Band zusammenstellen. Für mich war das ganz wichtig. Ich stellte dann pro Tour eine Gruppe zusammen. Der Kern der Band ist allerdings immer noch dabei. Heute ist es fast schon eine Herzensangelegenheit, ich hab die richtige gefunden.

hitparade.ch: Wie schreibst du deine Lieder? Ist das ein fixer Ablauf oder ist das immer etwas anders?
Natacha: Oft sagt irgendjemand etwas und es macht "päng". "Liebi chunnt u Liebi geit", das sagte meine Grossmutter wegen eines Cousins, der sich von der Freundin trennte: "Ja weisch, Natacha, Liebi chunnt u Liebi geit …" Ich dachte, das ist es. Aber auch bei anderen Liedern wie "Niemer weis wie weh das gäng no tuet" - meistens höre ich so Sätze im Gespräch - die vergesse ich auch nicht. Ich habe dann jeweils auch gleich die Melodie für den Refrain, damit beginne ich immer. Dann geht es an's Ausprobieren. Oft gibt es auch eine Figur, wie Lily, die zweite Natacha, die mich seit dem ersten Album begleitet.

hitparade.ch: Man hat dich auch schon französisch singen gehört. Ich habe gelesen, dass du weiteres auf Französisch veröffentlichen willst.
Natacha: Ja, wir haben das Album fast schon fertig. Die Single lief auch schon im Radio. "Täich 7 mau na" heisst "Avant d'avouer" und ist jetzt gerade am Start. Das ist dann ein Album nur in Französisch. 16 Titel sind fertig aufgenommen, der letzte gerade eben "J'y vais, j'y vais pas" - "Sölli, sölli nid".
Für mich ist das die pure Freude. Die Hauptsprache bleibt aber Mundart. Trotzdem ist es eine sehr schöne Sache, in meiner zweiten Sprache zu singen. Texten kann ich allerdings nicht auf Französisch. Das ist ganz anders. Auch ist der Text von "Orlando", die lesbische Liebe, in Frankreich ein Problem.
Die musikalische Barriere zwischen der Schweiz und Frankreich oder dem Welschland ist riesig, das hätte ich nie gedacht. Ich wollte mich nicht gleich Frankreich ausliefern lassen und dachte, du beginnst zuerst in der welschen Schweiz, da gäbe es sicher gute Verbindungen. Da gibt es jedoch gar keine Kontakte zur Romandie und Frankreich. Connections zu England und Deutschland sind viel direkter und einfacher. Meistens ist die Sprache das grösste Problem. Stephan Eicher bewundere ich deswegen.

hitparade.ch: Traditionell zeigen wir auch dir die aktuelle Top 10 der Schweizer Hitparade. Kannst Du deinen Kommentar zu den einzelnen Songs geben?

10. Faf Larage - Pas le temps
Natacha: Ein cooler Song, habe Freude daran.

9. Justin Timberlake - SexyBack
Natacha: Ich oute mich als Backstreet Boys Fan, das sagt alles, oder? Aber er ist natürlich ein guter Sänger.

8. Fergie - London Bridge
Natacha: Cool.

7. P!nk - U + Ur Hand
Natacha: Umwerfend, grösste Hochachtung

6. The Pussycat Dolls feat. Snoop Dogg - Buttons
Natacha: Optisch toll, Girl-Bands finde ich grundsätzlich interessant.

5. Sean Paul feat. Keyshia Cole - (When You Gonna) Give It Up To Me
Natacha: Mega Song.

4. Tiziano Ferro - Stop! Dimentica
Natacha: Er sieht gut aus und macht gute Songs.

3. P. Diddy feat. Nicole Scherzinger - Come To Me
Natacha: Puff Daddy, da kommt mehr immer etwas in den Sinn. Ich bin ab und zu in New York. Er wohnt jeweils im selben Hotel wie ich. Ich kenne Diddy's Manager. Als ich ihn mal traf meinte ich aus Spass, dass Diddy immer seine Securities habe und ich nicht. Als ich das nächste Mal aus meiner Suite trat, stand da doch tatsächlich ein 2 Meter Mann vor der Tür.

2. Rihanna - Unfaithful
Natacha: Hammer gesungen, umwerfend.

1. Scissor Sisters - I Don't Feel Like Dancin'
Natacha: Ja, gefällt mir.